Ex-Bundeskanzler Schröder bezeichnet Papandreou als tragischen Helden

Der zurückgetretene griechische Ministerpräsident Papandreou ist nach Ansicht von Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) ein "tragischer Held".

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - In einem Interview der "Bild"-Zeitung (Freitagausgabe) sagte Schröder: "Er ist ein Politiker der erkannt hat: Ich muss in meinem Land ein extremes Sparprogramm durchsetzen - und es ist gut möglich, darüber zu stürzen. Er hat es trotzdem gemacht, die Macht aufs Spiel gesetzt, um das Notwendige zu erreichen. Und er hat sein Amt dabei verloren. So betrachtet ist er eher eine Art tragischer Held." Schröder zog zugleich eine Parallele zu seinem eigenen politischen Schicksal nach der Durchsetzung der Agenda 2010: "Wir haben die Reformen rechtzeitig im Jahr 2003 angepackt. Damals bin ich das Risiko eingegangen, die Wahl zu verlieren. Aber es hat sich gelohnt: Wegen der Agenda 2010 steht Deutschland heute wirtschaftlich so gut da. Die anderen EU-Staaten müssen diese Reformen jetzt nachholen." Der Ex-Kanzler lobte zugleich das Vorgehen seiner Nachfolgerin Angela Merkel (CDU) in der Euro-Krise: "Vor allem auf dem letzten EU-Gipfel in Brüssel hat sie gemeinsam mit Frankreichs Staatschef Sarkozy eine vernünftige Rolle gespielt. Das sollte man anerkennen." Der SPD-Politiker verteidigte auch die Entscheidung, Griechenland in die Euro-Zone aufzunehmen. Schröder: "Vielleicht haben wir zu sehr den Daten vertraut, die uns von der EU-Kommission geliefert wurden. Die Aufnahme Griechenlands war politischer Konsens - über alle Parteigrenzen hinweg. Wer unsere damalige Entscheidung heute kritisiert, sollte mal ins Archiv gucken. Fast alle haben im Europa-Parlament der Aufnahme zugestimmt - auch die Abgeordneten von CDU und FDP!" Er forderte darüber hinaus, "alles zu tun, um Griechenland zu stabilisieren und im Euro zu halten. Aus dem Euro kann nur austreten, wer auch aus der EU austritt. Das ist bei Griechenland, der Wiege der Demokratie, undenkbar. Hinzu kommt: Nützen würde die Wiedereinführung der Drachme nur, weil damit griechische Produkte in der Welt billiger würden. Griechenland braucht zweierlei: Das Geld der reichen Griechen und Unternehmen muss in Griechenland investiert werden - und nicht auf Schweizer Bankkonten deponiert. Und sie müssen ihre wohlhabenden Bürger zwingen, endlich Steuern zu bezahlen."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 10.11.2011

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