Ex-Nato-General Ramms kritisiert fehlenden politischen Gesamtplan für Afghanistan

Der ehemalige Nato-General Egon Ramms hat das Vorgehen der westlichen Staaten beim Aufbau Afghanistans kritisiert.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - "Ich finde es unerträglich, dass es im Prinzip keinen politischen Gesamtplan für Afghanistan gibt, der all diese Werkzeuge, die man in Afghanistan einsetzen kann und einsetzen muss, entsprechend koordiniert", sagte Ramms der Tageszeitung "Die Welt" (Freitagausgabe). Ramms trug als Befehlshaber des Nato-Hauptquartiers im niederländischen Brunssum drei Jahre lang die oberste Verantwortung für den Militäreinsatz in Afghanistan. Seit Oktober 2010 ist er im Ruhestand.

Ramms bemängelte vor allem die mangelnde Koordination zwischen den beiden vom UN-Sicherheitsrat eingesetzten Organisationen, der Unterstützungsmission Unama und der Internationalen Sicherheitsunterstützungstruppe Isaf unter Nato-Regie. "Nach meiner Auffassung müssten die Unama oder die Staatengemeinschaft einen zivilmilitärischen Plan herausbringen, der alle Leistungen bündelt, die in Afghanistan erbracht werden, von internationalen Organisationen, von Nichtregierungsorganisationen, von Soldaten, von der Weltbank, von UN-Einrichtungen", sagte er weiter. Der General kritisierte auch das Vorgehen der Bundesrepublik in Afghanistan.

"Wir Deutsche reden immer von der vernetzten Sicherheit", sagte er - "ob wir die tatsächlich praktizieren, auch in dem Umfang, wie es andere Länder tun, dahinter mache ich persönlich ein großes Fragezeichen." Aus dem Grund habe es ihn auch überrascht, dass die nächste internationale Afghanistan-Konferenz Anfang Dezember in Bonn offenbar ein reines Außenminister-Treffen werden soll. "Dieses Treffen sollte nicht nur beschränkt bleiben auf die Ressorts, die sich heute an diesem Prozess in Afghanistan beteiligen", forderte er.

Zum Beispiel könne sich auch das Landwirtschaftsministerium in Afghanistan engagieren. "Wenn ich sehe, dass die Amerikaner, die Kanadier, die Briten sogar Agrar- und Wasserbauingenieure als Berater mitnehmen, dann unterscheidet sich das schon deutlich von dem, was Deutschland macht."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 06.10.2011

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