Ex-Parteichef Vogel: SPD sollte Bundesfinanzminister stellen

Die Sozialdemokraten müssen nach Überzeugung ihres früheren Vorsitzenden Hans-Jochen Vogel in einer Großen Koalition die Führung des Bundesfinanzministeriums beanspruchen.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - "Die SPD sollte das Finanzministerium anstreben. Ich hoffe, die Koalitionsverhandlungen ergeben das", sagte Vogel der "Welt". Er fügte hinzu: "Das Auswärtige Amt nimmt nicht mehr den Rang ein, den es über Jahrzehnte hinweg besaß. Es hat allerlei Kompetenzen in das Kanzleramt und das Finanzministerium abgegeben." Vogel sprach sich zudem für Wolfgang Schäuble (CDU) als künftigen Außenminister aus. "Wolfgang Schäuble bringt größere Erfahrungen mit als die meisten in Europa. Ich traue ihm zu, als Außenminister wichtige Beiträge zu leisten", sagte Vogel. Zwar habe er mit Schäuble immer wieder Meinungsverschiedenheiten gehabt, "aber seine politische Karriere - seit 1972 im Bundestag - ist unvergleichbar, seine Leistung beachtlich. Auch wie er seine körperliche Situation meistert, kann ich nur bewundern".

Die Bildung einer Bundesregierung mit der Union ist nach Ansicht Vogels für die SPD keineswegs zwingend nachteilig. Nach der ersten Großen Koalition von 1966 bis 1969 habe die SPD "sehr gut abgeschnitten". Er empfehle seiner Partei, gelegentlich auch darauf zu schauen.

Es gebe "also keinen Automatismus, wonach die SPD stets als Verlierer aus einer Regierung mit der CDU/CSU hervorgeht". In diesen Wochen habe die SPD "gute Chancen, wichtige Ziele durchzusetzen", sagte Vogel: "Mit der Union haben wir ja einen Verhandlungspartner, der in den vergangenen Jahren sozialdemokratische Positionen mit ruhiger Selbstverständlichkeit übernommen hat. Es geht also mehr um taktische als inhaltliche Fragen." Vogel würdigte im Gespräch mit der Zeitung die Arbeit seines Nachfolgers Sigmar Gabriel, der "derzeit eine kluge Politik betreibt". Auch dessen Initiative für ein Mitgliedervotum über den Koalitionsvertrag lobte Vogel. Dieses Vorhaben habe ihn "inzwischen überzeugt". Es sei doch "gut, wenn die Parteimitglieder ernst genommen werden".

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 30.10.2013

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