Ex-US-Verteidigungsminister Rumsfeld kritisiert Obamas Libyen-Politik

Der ehemalige US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld geht scharf ins Gericht mit der Libyen-Politik der Obama-Regierung.

Washington (dts Nachrichtenagentur) - "Wir Amerikaner haben kein klares Kriegsziel formuliert, sondern erst einmal eine Koalition gebildet. Die hat dann den Einsatz definiert", sagte Rumsfeld dem "Spiegel". Solange nicht eindeutig klar sei, dass die Koalition Muammar al-Gaddafi ablösen wolle, zögerten Mitglieder von dessen Regierung oder Militär überzulaufen.

"Und je länger sie zögern, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass noch mehr Menschen sterben." Rumsfeld bezeichnete zudem die unprovozierte Tötung afghanischer Zivilisten durch ein "Kill Team" der amerikanischen Armee als "unheimlich schädlich" für das Ansehen der Vereinigten Staaten – noch mehr als die Misshandlungsfälle im irakischen US-Gefängnis Abu Ghuraib. "Dieser jüngste Vorfall ist von einer ganz anderen Größenordnung", sagte Rumsfeld in einem "Spiegel"-Gespräch.

"In Abu Ghuraib haben ein paar Leute sich abscheulich und widerwärtig verhalten und wurden dafür verurteilt. In diesem Fall wurden Zivilisten vorsätzlich getötet. Das ist eine ganz andere Dimension."

Verärgert zeigte sich Rumsfeld, dass der Vorfall bislang keine ähnliche öffentliche Debatte ausgelöst habe wie Abu Ghuraib. "In Washington ist eben eine andere Regierung an der Macht, und die Medien greifen das Thema nicht so intensiv auf", sagte er. 2004 hätten demokratische US-Senatoren wie Hillary Clinton Abu Ghuraib "unheimlich hochgepusht" und ihn persönlich heftig attackiert.

Vergleichbares bleibe nun aus.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 03.04.2011

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