Ex-WestLB-Chef Poullain rechnet mit Euro-Rettern ab

In einem Gastbeitrag für das "Handelsblatt" (Montagausgabe) geht der ehemalige Chef der WestLB, Ludwig Poullain, hart mit der Politik der Euro-Rettung ins Gericht.

Düsseldorf (dts Nachrichtenagentur) - In seinem Urteil über die handelnden Personen, zu denen die Staatschefs, aber auch EZB-Präsident Mario Draghi gehören, kam er zu dem Schluss: "Den Akteuren ist die Aufrichtigkeit abhandengekommen. Ihnen fehlt der Anstand." Poullain sieht im Euro aufgrund von Mängeln bei seiner Einführung einen Spaltpilz für Europa.

Immer noch unterschätzten Politik und EZB die Kräfte des Marktes: "Solange die Notenbank Staatsanleihen unter Marktwert kauft, sind seine Mechanismen selbstverständlich außer Kraft gesetzt. Doch diese Maßnahmen der EZB sind letzthin nichts anderes als Mätzchen, die die Lösung der herrschen Probleme nur hinauszögern." Ein Motiv dabei seien die Wahlen: "Griechenland ist so vollgepumpt mit Euro, dass es zumindest bis zum Tag der Bundestagswahl über die Runden kommen wird."

Bei der Euro-Rettung würden auch Gesetze missachtet. An die Adresse des ehemaligen Goldman-Sachs-Managers und jetzigen EZB-Präsidenten Mario Draghi gerichtet schreibt Poullain: "Dass die EZB mit ihren Anleihekäufen Staatsfinanzierung betreibt und damit die ihr gezogenen Grenzen, Geldpolitik zu betreiben, verletzt, dies sind zumindest für mich völlig neue Elemente der Notenbankpolitik. Es bedarf sophistischer Hirnwindungen, dieses Handeln als gesetzeskonform zu bezeichnen. Um das hinzukriegen, muss man schon Goldman-Sachs-gebildet sein." Zur Beendung der Krise schlägt Poullain vor, den Schuldnerländern ihre Kredite weitgehend zu erlassen – auch mangels Aussichten auf die Rückzahlung: "Endlich weg vom Selbstbetrug, eines fernen Tages würden die Schuldner doch noch tilgen. Sie werden nicht, weil sie weder wollen noch können."

Die Belastung für den Steuerzahler werde erheblich sein, sagt Poullain voraus. Der ehemalige Bankchef geht auch davon aus, dass es für einige Länder zu aufwendig werden wird, in der Währungsunion zu bleiben. Sie würden austreten, um wieder abwerten zu können und so ihre Wettbewerbsfähigkeit wieder herzustellen. Dann könne ein harter Kern, verstärkt um Länder, die aus Skepsis dem Euro ferngeblieben sind, eine solide Währung begründen.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 23.06.2013

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