Experte: Griechen können nicht aus dem Euro gedrängt werden

Selbst bei einer Aufkündigung des vereinbarten Sparprogramms können die Griechen nicht aus der Eurozone gedrängt werden.

Athen (dts Nachrichtenagentur) - Darauf hat der Chef des Centrums für Europapolitik, Lüder Gerken, im Gespräch mit der Tageszeitung "Die Welt" hingewiesen. Sollten die anderen Mitgliedstaaten den Geldhahn zudrehen, könnte das hoch verschuldete Land notfalls sogar selbst Euro-Banknoten drucken, sagte der Ökonom. Denn die Europäische Zentralbank (EZB) habe den nationalen Mitgliedsnotenbanken in der Finanzkrise ein entsprechendes Instrument an die Hand gegeben: die sogenannte Emergency Liquidity Assistance.

Dieses Instrument gestatte es einer nationalen Zentralbank, den Geschäftsbanken notfalls Kredite in Euro zu geben und so die Liquiditätsversorgung im eigenen Land sicherzustellen, sagte der Wirtschaftswissenschaftler dem Blatt weiter. Gerken kritisierte, dass hiesige Politiker den falschen Eindruck erweckten, Griechenland müsse aus dem Euro ausscheiden, falls die Ultralinken bei der anstehenden Wahl gewinnen und ihre Ankündigung umsetzen, das Sparprogramm zu kippen. Den Wählern in Deutschland "wird Sand in die Augen gestreut", sagte der CEP-Chef.

Weil Griechenland notfalls selbst Euro-Geld drucken dürfe, hätten die anderen Mitgliedstaaten keinerlei Möglichkeit, Hellas den Geldhahn abzudrehen und auf diesem Weg zum Austritt aus der Union zu zwingen. "Um die griechische Zentralbank daran zu hindern, eigenmächtig Euro zu drucken, bedürfte es einer Zwei-Drittel-Mehrheit der Notenbanken", sagte Gerken. Es müssten somit zwölf der 17 Euro-Staaten beschließen, dass den Griechen dieses Instrument aus der Hand genommen wird.

"Da alle Südeuropäer sowie die Franzosen die EZB lieber heute als morgen als willfährige Gelddruckmaschine sähen, sei mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit nicht zu rechnen", betonte der Vorstand des Freiburger Instituts.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 16.06.2012

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