Experte: Viele deutsche Züge erfüllen EU-Chrashvorschriften nicht

Nach Experteneinschätzungen genügen mehr als 90 Prozent aller Personenzüge auf Deutschlands Schienen nicht den im EU-Recht vorgeschriebenen Crashtests.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - "Während die Bahnen in Frankreich und den Niederlanden die EU-Sicherheitsstandards schon vor Inkrafttreten befolgten, werden in Deutschland noch immer Züge neu gebaut, die sie nicht erfüllen", sagte Markus Hecht, Leiter des Fachgebiets Schienenfahrzeuge der Fakultät für Verkehrs- und Maschinensysteme an der TU Berlin, der "Zeit". Das gelte selbst für die meisten ICEs und auch für den in Sachsen-Anhalt verunglückten Zug aus zwei fast neuen Triebwagen des Herstellers Alstom. Knautschzonen an den Triebwagen und an der Lok des Güterzuges hätten laut Hecht Menschenleben retten können.

Wie sie beschaffen sein sollen, hatte die EU nach über zehnjährigen Forschungsarbeiten, nach Crashtests und Gremienberatungen in einer Norm festgelegt, die 2009 in Kraft getreten ist. Der Lokführer und alle Insassen sollen danach den Frontalzusammenstoß ihres Zuges mit 36 Stundenkilometern, eine Kollision mit einem auf dem Gleis stehenden 80 Tonnen schweren Güterwagen sowie den Zusammenprall mit einem Lastwagen an einem Bahnübergang überleben. Das Ignorieren der Vorschriften ist laut Hecht nur deshalb zulässig, weil die Züge ohne ausreichende Knautschzone nur innerdeutsche Strecken befahren.

Rechtlich verbindlich sei die EU-Norm nur für den grenzüberschreitenden Verkehr.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 02.02.2011

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