Experten halten 4.000 Euro Kaufprämie für Elektroautos für nötig

Ohne eine staatliche Kaufprämie werden sich Elektroautos in Deutschland nicht durchsetzen.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Zu diesem Schluss kommt eine gemeinsame Studie der TU München und der Anwaltskanzlei Taylor Wessing, die der Tageszeitung "Die Welt" (Montagausgabe) vorliegt. "Eine Kaufprämie ist nötig", antworten 98 Prozent der Befragten. In der Studie "Future eMobility" wurden die Antworten von insgesamt 180 Experten ausgewertet.

56 Prozent sind der Auffassung, dass der Staat den Käufer eines Elektroautos mit mindestens 4.000 Euro subventionieren müsste. Eine Prämie von weniger als 2000 Euro anzubieten, mache keinen Sinn. "Dabei sind 2.000 Euro die absolute Untergrenze. Darunter besteht kein Kaufanreiz", sagt Andreas Schrettl, Partner bei Taylor Wessing. Die Kaufprämie, so die vorherrschende Meinung, darf die bisherige Forschungsförderung nicht ablösen. "Eine direkte Kaufsubvention sollte die staatliche Forschungsförderung für Elektromobilität nicht ersetzen, sondern ergänzen", sagte Schrettl.

89 Prozent der Befragten sehen "mehr als 2.000 Euro Kaufprämie" als nötig an. Gar eine Summe jenseits der 8.000 Euro, meinen rund zehn Prozent der Experten, sei erforderlich, um den Autokauf attraktiv genug zu machen. Die Macher der Studie gehen dabei von einem durchschnittlichen Kaufpreis eines Elektro- oder Hybridautos von 40.000 bis 50.000 Euro aus.

Insgesamt sind die Befragten, darunter Topmanager aus der Autoindustrie und der Zulieferunternehmen, von Energieversorgern und Marketingfirmen, überaus zuversichtlich, dass sich Elektroautos letztlich behaupten werden. So gehen 55,6 Prozent davon aus, dass bis 2020 auf Deutschlands Straßen, wie von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gefordert, eine Million batteriegetriebene Autos fahren werden. Insgesamt 71,7 Prozent erwarten den Durchbruch bei der Elektromobilität bis 2020. Für die ökologische Art der Fortbewegung soll jedoch nicht nur der Staat aufkommen. "Ein Ergebnis hat mich besonders überrascht: dass die Kunden bereit sind, rund ein Viertel mehr für ein Elektroauto zu bezahlen als für eines mit Verbrennungsmotor", sagt Lilian Klewitz-Haas von Taylor Wessing. Die Autofahrer erwarteten ein "grünes Gesamtpaket, sprich: Wenn sie sich schon für ein Elektroauto entscheiden, wollen sie auch den grünen Strom dazu." Eine Trendwende zeichnet sich auch bei den Anforderungen der Kunden ab. Prestige und Design nehmen an Bedeutung ab, dafür werden Nachhaltigkeit und Funktionalität wichtiger. Die Branchenvertreter gehen davon aus, dass der Nutzer eines Elektrofahrzeugs bereit sein wird, Abstriche beim Komfort hinzunehmen, aber nicht bei der Mobilität. Die Reichweite und die Ladezeit der Batterien müssten stimmen. Dabei wird Carsharing eine deutlich größere Rolle spielen als bisher. "Bei den neuen Konzepten gilt nicht mehr der Spruch: `Das ist meins`", sagt Florian von Wangenheim, Professor an der TU München und Mitautor der Studie. So ist eine Mehrheit der Auffassung, dass Carsharing den Erst- und Zweitwagen in den Städten ersetzen könnte. Unschlüssig sind sich die Experten, welche Antriebsform sich letztlich durchsetzen wird. Da geben sie Hybrid, dem reinen Elektromotor und auch der Brennstoffzelle dieselben Chancen. Die Tankstelle, zu der man extra hinfährt, dürfte an Bedeutung verlieren. Die Experten erwarten jedenfalls, dass sich dezentrales Laden mit der Ladesäule zuhause und am Arbeitsplatz durchsetzen wird. Die in der Studie Befragten geben den deutschen Autobauern sehr gute Chancen, auch bei der Elektromobilität ganz vorne dabei zu sein. "Noch traut man ihnen eher als den Googles dieser Welt zu, auch diesen Markt, der eine neue Wertschöpfungskette erfordert, zu beherrschen", sagt Wangenheim. Dennoch glauben nur 39 Prozent, dass die eine Million Elektroautos, die 2020 auf den heimischen Straßen rollen sollen, aus deutscher Produktion stammen werden.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 09.10.2011

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