Experten kritisieren Vorstandsumbau bei der Deutschen Bank

Experten für gute Unternehmensführung kritisieren, wie der Führungswechsel bei der Deutschen Bank abläuft.

Frankfurt/Main (dts Nachrichtenagentur) - Marcus Lutter, Leiter des Zentrums für Europäisches Wirtschaftsrecht an der Universität Bonn, sagte im Gespräch mit "Handelsblatt-Online": "Angefangen vom Fehlschlag beim gescheiterten Wechsel Josef Ackermanns an die Aufsichtsratsspitze bis hin zum Wegschießen eines vorgesehenen Vorstandsmitglieds durch die Finanzaufsicht ist eine ungewöhnlich schlechte Führung der Bank zu konstatieren." Die schlimmste Folge betrifft laut Lutter den designierten Risikochef Stuart Lewis: "Er wird in jeder Zeitung als zweite Wahl bezeichnet." Auch Michael Adams, Professor für Wirtschaftsrecht an der Universität Hamburg bemängelte im Gespräch mit "Handelsblatt-Online", wie die Besetzung des "heikelsten Jobs" bei der Deutschen Bank vonstatten ging: "Das war ein übler Fehler von Anshu Jain, der nicht passieren darf und schon gar nicht öffentlich."

Der designierte Co-Chef von Deutschlands größtem Geldhaus hätte nach Ansicht von Adams diskret bei der Finanzaufsicht Bafin vorfühlen müssen, ob diese seinen Kandidaten für das Amt des Risikochefs akzeptiert. Anlegeranwalt Klaus Nieding, der die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) vertritt, kritisierte die Ablösung des scheidenden Risikochefs Hugo Bänziger durch seinen bisherigen Stellvertreter Lewis ebenfalls. Über die Nachrichten, die seit Monaten aus dem Finanzinstitut nach außen dringen, sagte er im Gespräch mit "Handelsblatt-Online": "Wir sind über die offene und unprofessionelle Austragung des Machtkampfes in höchstem Maße beunruhigt."

Denn er sieht die Deutsche Bank noch immer in stürmischem Gewässer. "Mitten im Orkan versuchen sich die Leute auf der Kommandobrücke gegenseitig ein Bein zu stellen."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 26.03.2012

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