Experten stellen Hygienemängel in Zügen der Deutschen Bahn fest

In vielen Zügen der Deutschen Bahn gibt es gravierende Hygienemängel: massenhaft Keime und Bakterien nicht nur in den Toilettenräumen, sondern auch auf den Sitzplätzen, Armlehnen und Türöffnern.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Das haben Recherchen des NDR Verbraucher- und Wirtschaftsmagazins "Markt" ergeben. Mikrobiologen und Hygieneexperten kritisieren den Befund. Stichprobenartig haben Mitarbeiter der Redaktion Hygieneproben im Intercity-Express (ICE), Intercity (IC), Regional-Express (RE) und in der Regionalbahn (RB) genommen - an Toilettenspülknöpfen, Wasserhähnen, Türklinken, Festhaltegriffen, Armlehnen, Türöffnern und Sitzplätzen.

Dabei wiesen 50 der 70 Proben reichliches, viele Proben sogar massenhaftes Wachstum von Bakterien und Keimen auf. Gerade die ICEs zeigten in der Stichprobe eine besonders hohe Keimbelastung. "Ich finde, das ist schon eine beeindruckende Anzahl an Keimen, die auf solchen Oberflächen zu finden ist. Was man hier so sieht, überzeugt einen nicht davon, dass dort gründlich geputzt wird", kritisiert Prof. Wolfgang Streit vom Institut für Mikrobiologie und Biotechnologie, Universität Hamburg. Mit den "Markt"-Ergebnissen konfrontiert, erklärte die Deutsche Bahn der Redaktion: "Die Züge der Deutschen Bahn werden regelmäßig und in verschiedenen Stufen gereinigt. Im Rahmen unserer Qualitätssicherung überprüfen wir die Reinigungsprozesse kontinuierlich." Und: "Fast alle Keime, die sich in der Umwelt befinden, sind für die Menschen im Normalfall nicht gefährlich." Doch in einer Probe aus einem ICE nach Kiel fand das Labor sogar einen MRSA-Erreger: Staphylokokken, die resistent gegen viele Antibiotika und damit schwierig zu behandeln sind.

In einer Regionalbahn von Braunschweig nach Hannover fanden sich Darmbakterien, Enterokokken, sogar auf einem Sitzplatz. "Es gab relativ viele Bakterien, im Polsterbereich, auf Armlehnen und auch auf Sitzflächen. Das kann zu Ansteckungen führen, geraten die über die Hände an die Schleimhäute. Wenn ich sie in größerer Menge aufnehme, dann können sie mich krank machen", so Dr. Susanne Huggett, leitende Ärztin Hygiene im MEDILYS Labor in Hamburg.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 11.12.2011

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