Extremismusforscher: Es gibt zu viele Zufälle im NSU-Prozess

Der Rechtsextremismus-Forscher und NSU-Experte Hajo Funke hat vor dem Hintergrund des jüngsten Todesfalls einer Zeugin in Baden-Württemberg, die im NSU-Prozess aussagen sollte, den dortigen Innenminister Reinhold Gall (SPD) kritisiert: "Es sterben zu viele, die Zeugen sind, Zeugen waren oder Zeugen sein könnten", sagte er der "Mitteldeutschen Zeitung" (Dienstagausgabe).

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - "Und es gibt zu viele Zufälle." So sei ungeklärt, warum 2007 die Polizistin Michèle K. sterben musste. Es sei ungeklärt, was in Stuttgart mit dem Zeugen Florian H. geschah, der in seinem Auto verbrannte.

Und jetzt sei ungeklärt, wie seine 20-jährige Ex-Freundin umkam. Sie hatte in der vorigen Woche einen Motorradunfall, erlitt dabei eine Knieprellung und starb nach jetzigen Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft an einer Lungenembolie. Funke fügte hinzu, es gebe Hinweise auf Verflechtungen zwischen dem rassistischen Ku Klux Klan und der baden-württembergischen Polizei - "und zwar durch einen zentralen V-Mann des Bundesamtes für Verfassungsschutz organisiert".

Doch auch dieser sei tot, verursacht durch eine bis dahin gar nicht bekannte Diabetes. "Wir haben eine Überlappung von staatlichen Skandalen", glaubt der Berliner Politikprofessor. Und wenn man die Sicherheit nicht weiter gefährden wolle, dann müsse man handeln.

Hauptzuständig dafür sei Gall. "Er ist verpflichtet, systematisch aufzuklären, was nicht aufgeklärt ist. Sonst soll er zurücktreten."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 31.03.2015

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