Führende Ökonomen warnen: US-Herabstufung gefährdet Aufschwung in Deutschland

Führende Ökonomen warnen davor, dass die Herabstufung der US-Bonität den deutschen Aufschwung gefährdet.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - "Die Diskussion kann weiter auf die Stimmung der Unternehmen und Haushalte in den USA schlagen und dazu führen, dass sie Investitionen und einige größere Käufe vorerst zurückstellen", sagte Holger Schmieding, Chefvolkswirt der Berenberg Bank der "Welt". "Damit würde die Konjunktur einen weiteren Dämpfer erhalten, sowohl in den USA als auch bei uns." Auch Joachim Scheide, Konjunkturchef des Instituts für Weltwirtschaft Kiel (IfW) fürchtet, dass die Auswirkungen der Abwertung hierzulande spürbar sein werden.

"Es kann sein, dass sich durch die Herabstufung der Bonität die Nachfrage nach amerikanischen Staatsanleihen abschwächt", sagte Scheide dem Blatt. Dadurch könnten die Zinsen in den USA steigen. "Höhere Zinsen würden die amerikanische Konjunktur abwürgen", so Scheide.

"Das würde auf die Welt ausstrahlen und natürlich auch auf Deutschland." Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank gibt allerdings Entwarnung für die Märkte: "Es ist gut möglich, dass die Börsen die Woche mit Verlusten beginnen werden, aber die Herabstufung der USA wird die Märkte nicht nachhaltig belasten", sagte Krämer der Zeitung. Viel entscheidender seien die Sorgen um die Konjunktur.

Die Herabstufung der Kreditwürdigkeit kommt für die US-Wirtschaft zur Unzeit. Gerade erst hatten Demokraten und Republikaner den Streit um die Anhebung der Schuldengrenze beigelegt. Zudem hat sich die amerikanische Wirtschaft, die lange Zeit als Motor der Weltwirtschaft galt, von der Finanzkrise immer noch nicht erholt und kämpft weiterhin mit großen Strukturproblemen: Das Wirtschaftswachstum war in den ersten sechs Monaten weit schwächer als erwartet, und die Arbeitslosigkeit ist im historischen Vergleich hoch.

"Die Herabstufung ist ein schlag für die USA, denn sie macht die Strukturprobleme ihrer Wirtschaft deutlich und die mangelnde Fähigkeit der US-Politik, darauf zu reagieren", sagte Kai Carstensen, Konjunkturchef des Münchener Instituts für Wirtschaftsforschung (Ifo).

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 07.08.2011

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