FDP-Politiker Schäffler fordert Debatte über künftige Geldordnung

Der Finanzexperte der FDP-Bundestagsfraktion, Frank Schäffler, unterstützt die Forderung von Bundesbank-Präsident Jens Weidmann nach einer öffentlichen Debatte um den richtigen geldpolitischen Kurs in der Euro-Schuldenkrise.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - "Seit Jahren kritisiere ich die ungedeckte Papiergeldschöpfung aus dem Nichts", sagte Schäffler "Handelsblatt-Online". Nun habe der Bundesbankpräsident höchstpersönlich die Gefahren des ungedeckten Geldes in seiner Rede öffentlich benannt. "Die Frage nach unserer zukünftigen Geldordnung ist daher ab heute offiziell gestellt", sagte das FDP-Bundesvorstandsmitglied.

"Wir müssen jetzt das Heft des Handelns in die Hand nehmen, statt uns von der Krise des Geldes überrollen zu lassen." Weidmann hatte in einer Begrüßungsrede anlässlich des 18. Kolloquiums des Instituts für bankhistorische Forschung in Frankfurt gewarnt, Zentralbanken, die unbegrenzte Geldschöpfung versprechen, riskierten, die Inflation anzuschieben und setzten ihre Glaubwürdigkeit aufs Spiel. Er erinnerte zugleich an die Verantwortung der Zentralbanken zur Erhaltung des Geldwertes.

Weidmann, der auch im EZB-Rat sitzt, lehnt den Plan der Europäischen Zentralbank ab, Staatsanleihen in unbegrenztem Volumen zu kaufen. Auch der Wormser Wirtschaftsforscher Max Otte sieht die derzeitigen Geldpolitiken der Zentralbanken kritisch. Zwar dürften aus seiner Sicht das neuerliche Anleihen-Ankaufprogramm der amerikanischen Notenbank (Quantitative Easing) sowie die Ankündigung von unbegrenzten Ankäufen von Staatsanleihen durch die EZB tatsächlich nicht unmittelbar inflationswirksam sein, da in der aktuellen Situation die deflationären Gefahren überwiegen würden.

"Klar ist aber, dass es sich um eine massive staatsinterventionistische Maßnahme zur Subventionierung von Investmentbanken, Staaten und Gläubigern handelt, die negative Verteilungswirkungen für Kapitalsammelstellen wie Versicherer und kreditgewährende Banken sowie Sparer hat", sagte Otte "Handelsblatt-Online". Massiver Staatsinterventionismus funktioniere nur bis zu einem bestimmten Punkt, gab Otte zu bedenken. Die Notenbankinterventionen könnten Kreditzinsen für Banken sowie Zinsen in bestimmten Sektoren wie dem Immobiliensektor niedrig halten.

"Sie können aber nicht dauerhaft das Niveau für Kreditzinsen manipulieren", unterstrich der Ökonom. Wenn zunehmend steigende Zinsen und Inflation erwartet würden, könnten die Kreditzinsen, welche Banken ihren Kunden berechnen, "massiv" drehen, warnte er. "Dann würden sich die jetzt noch positiven Impulse der Geldpolitik ins Gegenteil verkehren."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 19.09.2012

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