Fahnder rekonstruierten die letzten Minuten der NSU-Terroristen

Bei den Ermittlungen zur Zwickauer Terrorzelle haben die Fahnder die letzten Minuten im Leben von Uwe M. und Uwe B. in einem Wohnmobil rekonstruiert.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Nach Informationen von "Bild am Sonntag" brauchte M. nur 15 Sekunden, um seinen Freund B. zu erschießen, das Wohnmobil anzuzünden und Selbstmord zu begehen. Als zwei Streifenpolizisten sich am 4. November 2011 um 12.05 Uhr dem Wohnmobil vom Typ Sunlight 68 im Eisenacher Ortsteil Stregda näherten, hatte M. im Innern des Fahrzeugs seine Pumpgun Winchester 1300 Defender mit extra kurzem Schaft durchgeladen. Dann drückte er die Waffe dem etwas größeren B. an die linke Schläfe und schoss.

Anschließend legte M. in der Fahrzeugmitte ein Feuer und setzte sich im hinteren Teil auf den Fußboden. Er steckte sich den Lauf der rund achtzig Zentimeter langen Waffe schräg nach oben in den Mund und drückte ab. Das Ganze dauerte nur 15 Sekunden, wie sich laut "Bild am Sonntag" aus den Aussagen der beiden Polizisten ergibt.

Die Behörden hatten das Ende der Nazi-Terroristen als Fahndungserfolg verbucht. Doch Dokumente, die "Bild am Sonntag" vorliegen, deuten daraufhin, dass die Neonazis fast wieder entkommen wären. Am 4. November 2011 hatten B. und M. eine Sparkasse in Eisenach überfallen und waren auf Fahrrädern zu ihrem Wohnmobil geflüchtet.

Dort konnten sie über Polizeifunk mithören, wie nach ihnen gefahndet wurde. So wussten sie, dass die Ringfahndung bereits nach anderthalb Stunden aufgehoben worden war. Damit wäre eine Flucht über die Autobahn möglich gewesen.

Unklar bleibt den Ermittlern, warum B. und M. diese Chance nicht nutzten, sondern in ihrem Wohnmobil abwarteten, bis die Polizeistreife sie zufällig entdeckte.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 13.05.2012

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