Fall Snowden: Schon wieder neue Dokumente aufgetaucht

Private Telekommunikationsanbieter sind deutlich stärker in die Abhöraktionen ausländischer Geheimdienste verwickelt als bisher angenommen.

Berlin/Moskau (dts Nachrichtenagentur) - Das geht aus Dokumenten des Whistleblowers Edard Snowden hervor, die die "Süddeutsche Zeitung" und der NDR einsehen konnte. Demnach arbeitet der britische Geheimdienst GCHQ, der ein enger Partnerdienst des NSA ist, beim Abhören des Internet-Verkehrs mit sieben großen Firmen zusammen. Die Dokumente, die aus dem Jahr 2009 stammen, nennen neben den internationalen Telekommunikationsunternehmen British Telecom, Verizon und Vodafone auch die Netzwerkbetreiber Level 3 Interoute, Viatel und Global Crossing als Schlüsselpartner der GCHQ. Global Crossing wurde inzwischen von Level 3 gekauft.

Die Telekommunikationsunternehmen vermieten Glasfaserkabel, stellen Rechenzentren und sind eine Art Fundament des Internet. Gemeinsam spannen sie nach Berichten des NDR und der SZ ein engmaschiges Netz über Europa und weite Teile der Welt. Einige der Firmen, wie etwa Level 3, betreiben in Deutschland große Datenzentren.

Offenbar ging bei einigen der Firmen die Kooperation mit dem Geheimdienst über den einfachen Zugang zu den Datennetzen hinaus. Einige der Firmen sollen laut den Dokumenten sogar eigene Computerprogramme entwickelt haben, um dem britischen Geheimdienst das Abfangen der Daten in ihren Netzen zu erleichtern. Faktisch hat nach den Berichten das GCHQ einen Teil seiner Ausspäharbeit an private Unternehmen delegiert.

Die meisten der mit den Snowden-Dokumenten konfrontierten Unternehmen verwiesen auf Gesetze, die Regierungen erlaubten, ein Unternehmen unter bestimmten Umständen zur Herausgabe von Informationen zu verpflichten. Ein Sprecher von Viatel erklärte, sein Unternehmen kooperiere nicht mit dem GCHQ und gewähre auch keinen Zugang zur Infrastruktur oder zu Kundendaten. Der britische Geheimdienst hat in den geheimen Unterlagen allen Kommunikationsunternehmen Decknamen gegeben.

Level 3 etwa wird in den Unterlagen "Little" genannt.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 02.08.2013

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