Familienministerin Schröder: Abkehr von "Präsenzritualen" in Unternehmen notwendig

Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) hat für weniger starre Arbeitszeiten in Unternehmen und mehr praktische Unterstützung für berufstätige Eltern geworben.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - "Im Vergleich zu Vollzeitmitarbeitern sind Teilzeitkräfte pro Stunde effizienter", sagte Schröder in einem Interview des Nachrichtenmagazins "Focus". "Wer pünktlich gehen muss, arbeitet nämlich Dinge auf den Punkt ab." Die Ministerin, die selbst vor drei Monaten Mutter wurde, kritisierte, dass auf die Doppelbelastung der Mütter immer noch zu wenig Rücksicht genommen werde.

"Und Väter, die sich intensiv um ihre Kinder kümmern, bekommen oft den Looserstempel aufgedrückt." Schröder forderte daher eine Abkehr von "Präsenzritualen" in Unternehmen. Männliche Chefs sollten mit gutem Beispiel vorangehen.

Deutschland solle sich am Vorbild skandinavischer Länder orientieren. Sie selbst gehe seit der Geburt ihrer Tochter "noch sorgfältiger mit der Zeit um, die ich nicht mit meiner Familie verbringen kann. Ich überlege mir noch genauer, ob dieser oder jener abendliche Empfang meine Anwesenheit erfordert".

Harsche Kritik äußert Schröder in "Focus" an "Leuten, die eine Krippenbetreuung als prinzipiell besser darstellen als eine Betreuung zu Hause. Ich finde, das ist eine Unverschämtheit gegenüber den Familien." Besonders ärgere sie Kritik von konservativen Parteifreunden, darunter Fraktionschef Volker Kauder, die den Fortbestand des Elterngeldes in Frage stellen.

Diese machten sich offenbar nicht klar, "dass dann in vielen Familien beide Elternteile schon nach zwei Monaten wieder gezwungen wären, zu arbeiten". Am Mittwoch stellt die Ministerin zusammen mit Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt den Wettbewerb "Erfolgsfaktor Familie 2012" vor. Firmen werden eingeladen, sich mit familienfreundlichen Projekten zu beteiligen.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 09.10.2011

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