Familienministerin knüpft politisches Schicksal an Ablehnung der Frauenquote

Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) knüpft ihr politisches Schicksal an die Ablehnung einer gesetzlichen Frauenquote in Unternehmen.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - In einem Interview mit "Bild am Sonntag" sagte Schröder: "Es ist ganz klar: So lange ich Ministerin bin, wird es keine starre Quote geben." Zur Begründung sagte die Ministerin. "Bei einer starren Quote werden ein, zwei Frauen pro Konzern als Aufsichtsrätin zusätzlich ins Schaufenster gestellt."

Das bringe aber nichts für mehr Frauen in den ganz normalen Führungspositionen, von denen es viel mehr gebe. "Die starre 30-Prozent-Quote für Aufsichtsräte hilft in den Dax-30-Konzernen rechnerisch 75 Frauen. Mit den Selbstverpflichtungen, wie ich sie mit den Dax-30-Unternehmen für alle Führungsebenen vereinbart habe, bringen wir 4600 Frauen neu in Führungspositionen. Damit verändern wir praktisch die komplette Unternehmenskultur für Frauen." Mit Blick auf Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen, die sich vehement für die Einführung einer Frauenquote einsetzt, mahnt Schröder die CDU zu einer einheitlichen Linie: "Ich als zuständige Ministerin lehne starre Quoten ab und es wird jetzt in der Union darum gehen, wie wir uns als Partei dazu bei der nächsten Bundestagswahl positionieren." Schröder räumte jedoch ein, selbst von einer Frauenquote profitiert zu haben: "Bei meiner ersten Bundestagskandidatur 2002 habe ich davon profitiert. Es wird mir bis heute hämisch vorgeworfen. Sie sehen: Eine Quote bedeutet für Frauen oft einen Makel, den sie manchmal nie wieder loswerden." Schröder forderte ein Ende der Emanzipationsdebatte der vergangenen Jahrzehnte: "Ständig erklärt man Frauen, sie würden das falsche Leben führen."

Die Ministerin weiter: "Die Radikalfeministinnen beschimpfen Hausfrauen als Heimchen am Herd, die Strukturkonservativen diffamieren berufstätige Mütter als Rabenmütter. Neben dieser lauten Kritik werden in der politischen Debatte Lebensentwürfe von Frauen oft subtil abgewertet". Ihr am Montag erscheinendes Buch "Danke, emanzipiert sind wir selber" richte sich nach den Worten der Ministerin an "alle Frauen, die keine Lust mehr auf diese verkrampfte Emanzipationsdebatte haben." Weiter sagte Schröder: "Mir ist der 50:50-Ansatz der Feministinnen suspekt. Männer und Frauen sind unterschiedlich und werden es auch immer sein. Wir haben nicht dann Emanzipation erreicht, wenn wir 50 Prozent Elektrotechnikerinnen haben, sondern wenn jede Frau, die Elektroingenieurin werden will, genauso große Chancen hat wie ein Mann, das durchzuziehen." Schröder wirft den Frauenrechtlerinnen vor, das Anprangern von Sexismus zu übertreiben:"Die Feministinnen haben in der Anprangerung sexueller Gewalt viel erreicht. Gerade deshalb stört es mich, wenn tatsächliche sexuelle Unterdrückung von Frauen und ein modischer Minirock pauschal in einen Topf geworfen werden." Schröder selbst trage gern Rock und Pumps, "weil es mir gefällt und nichts mit Emanzipation zu tun hat."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 14.04.2012

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