Fed-Banker Plosser hat Verständnis für Demonstranten von "Occupy Wall Street"

Der US-Notenbanker Charles Plosser hat Forderungen nach einem Ausstieg der USA aus den internationalen Eigenkapialvorschriften Basel III zurückgewiesen und Verständnis für die Bewegung "Occupy Wall Street" geäußert.

New York (dts Nachrichtenagentur) - "Ich bin der Ansicht, dass die Kapitalanforderungen nach oben gehen müssen. Aber auch eine Form der internationalen Harmonisierung ist wichtig", sagte der einflussreiche Präsident der Fed-Niederlassung von Philadelphia im Interview mit dem "Handelsblatt". Der Chef der US-Großbank JP Morgan, Jamie Dimon, hatte zuletzt gefordert, die USA sollten sich aus den Vereinbarungen zurückziehen, damit die heimischen Banken entlasten werden.

Er befürchtet, die strengeren Regeln könnten die Kreditvergabe der Banken drosseln und so der Konjunktur schaden. Auf die Frage, ob die USA Teil der Vereinbarungen bleiben sollten und im Zweifel die Höhe der Kapitalanforderungen mit den anderen Ländern diskutieren sollten, sagte Plosser: "Ja, das wäre der richtige Weg." Die Proteste von "Occupy Wall Street" – auch gegen die Politik der Fed – kann Plosser nachvollziehen.

"Ich verstehe den Frust der Leute auf der Straße. Ich kann verstehen, dass sie frustriert darüber sind, dass die Arbeitslosenquote nicht so schnell fällt, wie wir es gern hätten." Er sieht die Bildungspolitik gefordert.

"Es gibt in den USA eine wachsende Besorgnis über die Verteilung des Wohlstands. Die meisten Ökonomen verweisen auf Ausbildung und Qualifikationen als die entscheidenden Faktoren für Einkommen. Und ich denke, darum müssen wir uns kümmern. Darin liegt letzten Endes die Lösung." Plosser, der im geldpolitischen Gremium der US-Notenbank zuletzt gegen eine weitere Lockerung der Geldpolitik gestimmt hatte, warnte erneut vor solchen Schritten. "Wir haben in den 70er Jahren gelernt: Wenn die Öffentlichkeit das Vertrauen in den Willen der Notenbank verliert, die Inflation zu kontrollieren, beginnen die Inflationserwartungen zu steigen und werden zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung. Und weil die Fed einen guten Ruf in der Inflationskontrolle hat, müssen wir sicherstellen, dass wir den bewahren." Plosser gilt innerhalb der Fed als der Wortführer der Opposition gegen die Politik des billigen Geldes von Notenbankchef Ben Bernanke.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 19.10.2011

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