Finanzexperte Otte: Euro-Gipfel-Beschlüsse sichern Eurozone nicht nachhaltig

Der deutsche Wirtschaftsprofessor Max Otte, der bereits 2006 die weltweite Finanzkrise vorhergesagt hatte, hat die Beschlüsse der Euro-Regierungschefs vom Donnerstag als nicht ausreichend kritisiert.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Durch die Beschlüsse werde Griechenland "ein Jahrzehnt vom Kapitalmarkt genommen", schrieb Otte in einem Beitrag für das Nachrichtenmagazin "Focus". "Die beschlossenen Maßnahmen haben nun die Wahrscheinlichkeit verringert, dass ein weiteres Land in das Visier der Finanzmärkte gerät, aber es ist nicht ausgeschlossen." Für Spanien oder Italien reichten die zur Verfügung stehenden 440 Milliarden Euro allerdings keinesfalls aus.

Deutschland muss laut Otte weiter auf eine Insolvenzordnung für Euroländer bestehen und gemeinsam mit Frankreich "eine Vorreiterrolle bei der Regulierung der Finanzmärkte einnehmen". Die von Frankreich geforderte Finanztransaktionssteuer könne sich "zu einer echten Einnahmequelle" für die Europäische Union ausweiten "und die Spekulationswirtschaft zum Wohle der Realwirtschaft zurückdrängen", schrieb Otte in "Focus". Als Krönung würde es der Professor an der Fachhochschule Worms ansehen, "wenn Frankreich und Deutschland es schaffen, eine europäische Ratingagentur in Form einer staatlichen Einrichtung oder Stiftung" auf den Weg zu bringen.

Dann hätte Europa "einen großen Schritt auf dem Weg zu einer souveränen Außenwirtschaftspolitik" gemacht.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 23.07.2011

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