Finanzwissenschaftler warnt Rot-grün vor höherem Spitzensteuersatz

Der zukünftige Präsident des Mannheimer Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Clemens Fuest, warnt die Opposition vor einer Erhöhung des Spitzensteuersatzes.

Mannheim (dts Nachrichtenagentur) - "SPD und Grüne müssen sich darüber im Klaren sein, dass ihre geplante Anhebung des Höchstsatzes zumindest kurzfristig das Steueraufkommen vermindern könnte", sagt Fuest der "Welt am Sonntag" (2. Dezember 2012). Die SPD erwartet, ein Anstieg des Spitzensteuersatzes von 45 auf 49 Prozent werde sechs Milliarden Euro in die Staatskasse spülen. Clemens Fuest demgegenüber, der derzeit noch in Oxford lehrt, sagte, die jüngsten Daten aus Großbritannien hätten Signalwirkung für Deutschland.

In dieser Woche fu"hrten Zahlen der britischen Steuerbeho"rde zu einer hitzigen Debatte im Unterhaus. Demnach hatte die Anhebung des Spitzensteuersatzes von 40 auf 50 Prozent im Jahr 2010 extreme Auswirkungen auf die Zahl der Einkommensmillionäre. Gab es in dem im April 2010 endenden Steuerjahr 2009/10 gerundet noch 16.000 Briten, die eine Million Pfund oder mehr verdienten, waren es im Jahr darauf nur noch 6000. Fast zwei Drittel der Einkommensmillionäre verschwanden also einfach aus der Statistik.

Statt 13,4 Milliarden Pfund (16,5 Milliarden Euro) im Steuerjahr 2009/10 nahm der britische Fiskus im Folgejahr von Einkommensmillionären nur noch 6,5 Milliarden Pfund ein - eine Reduktion um mehr als die Hälfte. Für den Oxford"Ökonomen Fuest sind diese Zahlen "dramatisch". Auch andere empirische Studien würden beweisen, dass Besserverdiener sehr viele Gestaltungsmöglichkeiten hätten, ihre Einkommensteuerlast nach unten zu korrigieren, so Fuest. "Wer zum Beispiel Angestellter in seiner eigenen Firma ist, kann Teile seines Einkommens im Unternehmen belassen und so der Steuererhöhung entgehen." Schlimmer für die Volkswirtschaft sei dagegen, wenn Millionäre komplett aus dem Land flüchten: "Die Vermutung liegt nahe, dass zumindest ein Teil der 10.000 verschwundenen Millionäre Großbritannien den Rücken gekehrt hat."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 02.12.2012

Zur Startseite