Forschung: Wissenschaftler wollen Placebo-Effekt für Behandlung nutzen

Deutsche Wissenschaftler wollen Fortschritte in der Placebo-Forschung für die ärztliche Behandlung nutzen.

Bonn (dts Nachrichtenagentur) - "Wir brauchen einen professionellen und ethisch vertretbaren Weg zum Einsatz von Placebos", sagte der Sprecher einer neuen Forschergruppe der Deutschen Forschungsgemeinschaft, Winfried Rief, dem Magazin "Focus". Die Gruppe will Methoden finden, wie man diese Scheinmedikamente ohne Wirkstoff gezielt und zum Vorteil von Patienten einsetzen kann. Hamburger Forscher konnten laut "Focus" zeigen, dass Placebos zu positiven Veränderungen im Körper führen, die über Erwartungen gesteuert werden können.

Auch bei echten Arzneimitteln sollten Ärzte Patienten stets von deren Wirksamkeit überzeugen, sagte die Neurologin Ulrike Bingel von Klinikum Hamburg-Eppendorf. "Damit erzeugen wir eine Erwartung und verstärken die Wirkung." Je mehr Zeit ein Patient mit dem Arzt verbringe, desto ausgeprägter seien die Placebo-Effekte.

Der Leiter des Essener Instituts für Medizinische Psychologie, Manfred Schedlowski, stellte deshalb in "Focus" die Frage, "ob Vier-Minuten-Termine im Sprechzimmer gerechtfertigt sind". Viele Ärzte setzen Medikamente ein, die aus pharmakologischer Sicht eigentlich unwirksam sind. So gaben in einer Umfrage unter US-Hausärzten laut "Focus" 56 Prozent an, schon mal Placebos verschrieben zu haben.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 12.12.2010

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