Früherer FDP-Chef Gerhardt rügt Euro-Skeptiker in seiner Partei

Der frühere FDP-Parteivorsitzende Wolfgang Gerhardt hat dem Kurs der liberalen Euro-Skeptiker energisch widersprochen und seinen Nach-Nachfolger Philipp Rösler zu klarer Führung in der Europa-Frage aufgefordert.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Gerhardt erinnerte in einem dreiseitigen Papier, das der "Süddeutschen Zeitung" (Donnerstagsausgabe) vorliegt, an die Tradition der FDP als Europapartei. "Die FDP hat sich für den Euro entschieden. Das war nicht einfach, nicht nur währungspolitisch", heißt es darin.

Auch in schwierigen Lagen sei "politische Führung und eindeutige Orientierung gefragt", schrieb Gerhardt offenkundig an die Adresse der aktuellen Parteispitze. Er lehnte den Mitgliederentscheid ab, mit dem Euro-Skeptiker der FDP die Einführung des permanenten europäischen Rettungsschirms ESM ab Mitte 2013 verhindern wollen. Ein solcher Schritt sei "angesichts der gegenwärtigen Herausforderungen einfach zu einfach".

Wer sich, wie er selbst, einem Mitgliederentscheid nicht anschließe, "wird leicht missverstanden", argumentierte Gerhardt. "Ich setze mich diesem Missverständnis aus und frage, ob der Mitgliederentscheid wirklich notwendig ist". Die Welt sei nicht ganz so einfach, wie sich viele das vorstellten, heißt es in dem Papier weiter.

Gerhardt erinnert darin auch an einen Satz des Liberalen Ralf Dahrendorf. "Es gibt keine simplen Antworten". Zugleich verwies er darauf, dass die FDP in ihrer Geschichte in zentralen Fragen öffentlich hoch umstrittene politische Positionen vertreten habe, wie die Westbindung der jungen Bundesrepublik, die Gründung der Bundeswehr und die Anerkennung der deutschen Ostgrenzen.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 15.09.2011

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