Früherer FDP-Vize warnt vor Brüderle als Parteichef

Der frühere stellvertretende FDP-Bundesvorsitzende Walter Döring hat seine Partei eindringlich davor gewarnt, Philipp Rösler an der Parteispitze durch den bisherigen Fraktionschef Rainer Brüderle zu ersetzen.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Brüderle sei nicht "der große Heilsbringer", sagte Döring der Tageszeitung "Die Welt" (Montagausgabe). "Zwei Tage nach der Inthronisation wird er von denselben Leuten genauso zersägt wie Rösler und ist wieder der Weinköniginnenknutscher oder der Nuschler." Brüderle sei zwar "erfahren und mit allen Wassern gewaschen", so Döring.

"Aber eben Jahrgang `45. Und als Übergangskandidat wäre er mir zu schade." Einen Wechsel des nordrhein-westfälischen Landesvorsitzenden Christian Lindner nach Berlin hält Döring ebenfalls nicht für möglich. Dies wäre "ein Verrat allererster Güteklasse".

Der frühere Parteivize betonte: "Wir können uns den Idealvorsitzenden doch nicht backen. Da kann ich noch so angestrengt quer durch die Länder schauen: Das Personal ist ein Problem." Bei der Landtagswahl in Niedersachsen hält Döring "sogar sechs Prozent" für möglich.

Er mahnte zur Fairness gegenüber Rösler und richtete an seine Parteifreunde die Frage: "Wie geht Ihr dann mit dem armen Philipp Rösler um? War dann wieder jeder für den Erfolg verantwortlich, nur der Bundesvorsitzende nicht?" Natürlich seien Christian Lindner und Wolfgang Kubicki entscheidend beteiligt gewesen am Erfolg von Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein. "Aber bei beiden Wahlen hieß der Bundesvorsitzende Philipp Rösler." Forderungen nach einem Vorziehen des Bundesparteitags nannte Döring "Geschwätz".

Dies sei von der Satzung her nicht so einfach möglich. "Wir wären außerdem finanziell fast ruiniert, wenn wir einen fest geplanten Parteitag in Nürnberg mal eben stornieren und mit Riesenaufwand einen neuen ansetzen müssten", sagte Döring, der heute Wirtschaftsberater ist. Der langjährige Landesvorsitzende und Angehörige des FDP-Bundesvorstands war 18 Jahre lang Abgeordneter in Baden-Württemberg. 1996 wurde er im schwarz-gelben Kabinett unter Erwin Teufel (CDU) Wirtschaftsminister und stellvertretender Ministerpräsident. 2004 legte er alle Ämter nieder. Ihm waren widersprüchliche Äußerungen über die ungeklärte Finanzierung einer Umfrage zur Politik seines Ministeriums vorgehalten worden. Im November 2012 versuchte er sein politisches Comeback und bewarb sich gegen die FDP-Landesvorsitzende Birgit Homburger um die baden-württembergische Spitzenkandidatur für die Bundestagswahl. Als sich daraufhin Entwicklungsminister Dirk Niebel ebenfalls zur Verfügung stellte, zog Döring seine Bewerbung zurück.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 13.01.2013

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