Frankreichs Premier nimmt Merkel gegen Kritik aus EU in Schutz

Der französische Premierminister Francois Fillon hat Bundeskanzlerin Angela Merkel gegen hämische oder gehässige Kritik aus der EU einschließlich Frankreichs verteidigt.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - "Es ist unverantwortlich, ja unanständig, mit nationalistischen Formen zu spielen, die der Vergangenheit angehören, und die wir nicht zurück haben wollen", sagte Fillon dem Nachrichtenmagazin "Focus". Er reagierte damit auf Vergleiche der französischen Opposition, die die Kanzlerin wegen ihres Führungsstils bei den EU-Verhandlungen mit Reichskanzler Bismarck gleichsetzten, aber auch auf Anspielungen in Griechenland und Italien auf die Zeit des Nationalsozialismus. Fillon sagte, es sei gefährlich, Patriotismus zu instrumentalisieren, die europäischen Partner zu karikieren oder zu verletzen, während die nationalen Kräfte doch viel mehr vereint werden müssten, um Europa aufzuhelfen.

Es gereiche Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy zur Ehre, dass er sich jede Haltung verbitte, die einen Graben zwischen Deutschland und Frankreich ziehen und die Geister der Geschichte erwecken könne. Auch der estnische Präsident Toomas Hendrik Ilves, Staatschef des jüngsten Euro-Staats, brach eine Lanze für Merkel. "Wir haben großes Vertrauen in die deutsche Position und in die Bundeskanzlerin. Sie ist eine Kämpferin für Vernunft und Verantwortung in einem Europa, das sich allzu sehr daran gewöhnt hat, verschwenderisch zu sein und Probleme zu vertagen", sagte Ilves "Focus". Europa brauche mehr und nicht weniger Angela Merkel. Kritischer äußerte sich der frühere Minister für Verwaltung unter Ex-Regierungschef Silvio Berlusconi, Renato Brunetta.

Deutschland habe ungeheuer vom Euro profitiert, sagte er "Focus". Die Mark wäre sehr viel stärker geworden, und die deutschen Exporte wären dann nicht so stark zu Lasten schwächerer Länder wie Italien gestiegen. "Deshalb muss Deutschland nun Solidarität zeigen, ansonsten wird es mit in den Abgrund gezogen", so Brunetta.

"Das muss man den Deutschen klar machen, denn sie hören nur auf einem Ohr."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 10.12.2011

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