Freunde des inhaftierten Künstlers Ai Weiwei fürchten lange Haft

Freunde des inhaftierten chinesischen Künstlers Ai Weiwei befürchten, der 53-Jährige könnte für längere Zeit hinter Gittern verschwinden.

München/Peking (dts Nachrichtenagentur) - "Wir müssen damit rechnen, dass es für ihn ähnlich ausgeht wie für Liu Xiaobo", sagte der in München als Pen-Stipendiat lebende Zhou Qing dem Nachrichtenmagazin "Focus". Der Schriftsteller und Friedensnobelpreisträger Liu wurde 2009 zu elf Jahren Haft verurteilt. Sicherheitskräfte verhafteten Ai Weiwei, der seit Jahren das Regime mit politischen Aktionen provoziert, am 3. April am Pekinger Flughafen, verhörten Mitarbeiter und beschlagnahmten Computer in seinem Atelier.

Kurz zuvor hatte Außenminister Guido Westerwelle (FDP) eine deutsche Ausstellung zur "Kunst der Aufklärung" im Nationalmuseum eröffnet. Der im Hongkonger Exil lebende Dissident Jin Zhong, der die regimekritische Zeitschrift "Kaifang" herausgibt, sagte "Focus", die Verhaftung sei eine Warnung an alle. "Ein chinesisches Sprichwort sagt: Den Hahn schlachten, um die Affen einzuschüchtern. Der Hahn ist Ai Weiwei." Die chinesische Führung sei augenblicklich total verunsichert - durch die Unruhen im arabischen Raum sowie durch die darauf folgenden Proteste in Shanghai und Peking. Aber auch die Verleihung des Friedensnobelpreises an Liu Xiaobo - er gilt in China als Staatsfeind - spiele dabei eine Rolle sowie der 2012 bevorstehende Wechsel an der Staats- und Parteispitze.

"Sie fühlen sich vom Westen umzingelt." Nach Angaben eines Pekinger Freundes von Ai Weiwei, der anonym bleiben will, forderte der chinesische Geheimdienst den Künstler vor der Verhaftung zur Kooperation auf und bot ihm im Gegenzug Schutz an. "Sie haben ihm sogar versprochen, er können einen Platz in der Konsultativkonferenz bekommen", sagte der Bekannte.

Deren Mitglieder haben zwar wenig zu sagen, aber die Zugehörigkeit gilt als prestigeträchtig. Der Sinologe Tilman Spengler, dem China die Einreise für die deutsche Aufklärungsschau verweigert hatte, betonte, dass eine Ausreise Ai Weiweis ins Ausland nur in Frage käme, wenn er wieder nach China zurückkehren könne. Ai Weiwei soll in Berlin vor kurzem ein Ateliergelände gekauft haben.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 09.04.2011

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