Göring-Eckardt warnt vor Preisgabe christlicher Traditionen

In der Debatte über den Stellenwert des Islams in Deutschland hat die Fraktionsvorsitzende der Grünen, Katrin Göring-Eckardt davor gewarnt, christliche Traditionen preiszugeben.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - "Es gibt keinen Grund, Traditionen aufzugeben, die verankert sind und sich gegen niemanden richten", sagte Göring-Eckardt der "Welt". "Wichtig ist, dass Christen, genauso wie Juden und Muslime, von ihrer Religion wissen, dass sie darüber sprechen und dass es einen Austausch gibt." Zuvor hatte bereits die saarländische Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) vor unangemessener Nachgiebigkeit gewarnt.

"Ich habe kein Verständnis dafür, dass wir als Christen in einer vorauseilenden Selbstaufgabe unsere eigenen Traditionen, die aus unserer Religion heraus erwachsen sind, verleugnen", sagte das CDU-Präsidiumsmitglied der "Welt am Sonntag". Konkret nannte Kramp-Karrenbauer die Umbenennung von Martinsumzugen in Laternenfeste - "aus lauter Angst, man könne die Gefühle von wem auch immer verletzen". Das bringe den Christen bei anderen nicht Respekt für Toleranz ein, sondern "Verachtung für fehlende Haltung".

Dass Muslime mit ihrem Glauben in Deutschland lebten, sei Teil der gesellschaftlichen Realität, betonte die saarländische Regierungschefin, die auch Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken ist. "Eine andere Frage ist, was daraus folgt." Kramp-Karrenbauer wandte sich gegen Forderungen, den umstrittenen Blasphemie-Paragrafen des Strafgesetzbuchs abzuschaffen.

"Er drückt aus, dass Religion und die damit verbundenen Gefühle der Menschen ein schützenswertes Rechtsgut sind. Es wäre daher ein falsches Zeichen, den Blasphemie-Paragraphen zu streichen", sagte die Regierungschefin. Allerdings müsse es "jeder in unserer Demokratie aushalten können, wenn Satire sich über Religion lustig macht".

Das sei Ausdruck der Meinungsfreiheit. "Karikaturen können niemals eine Entschuldigung dafür sein, dass Menschen angegriffen oder gar getötet werden", betonte Kramp-Karrenbauer. "Das erinnert mich an die Diskussion in Indien, ob Frauen, die sich auf bestimmte Weise kleiden, für ihre Vergewaltigung selber verantwortlich sind." Diese Denkweise dürfe nicht zugelassen werden.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 18.01.2015

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