GDL-Chef Weselsky wirft Bahn "Scheinheiligkeit" vor

Der Chef der Lokführergewerkschaft GDL, Claus Weselsky, hat der Deutschen Bahn (DB) beim Thema Flächentarifvertrag Scheinheiligkeit vorgeworfen.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Auf die Frage, warum die GDL Züge der Deutschen Bahn bestreike, obwohl der Konzern die Kernforderung nach einem Flächentarifvertrag unterstütze, sagte Weselsky der "Zeit": "Das ist nichts als Scheinheiligkeit! Die Deutsche Bahn stellt sich hin und sagt, wir sind für einen Flächentarifvertrag." Im Umkehrschluss wolle der Staatskonzern aber diktieren, wie der auszusehen habe. "Das bestimmt aber nicht die Bahn, sondern das bestimmen die Tarifpartner gemeinsam", so Weselsky weiter.

Gleichwohl zeigte sich Weselsky kompromissbereit. "Wenn wir Löhne wollen, die 105 Prozent des Niveaus beim Marktführer entsprechen, werden wir am Ende nicht bei 105 Prozent landen. Wir werden unsere Forderungen nicht eins zu eins umsetzen können."

Es gebe genügend Möglichkeiten für Kompromisse, aber nur, wenn der Flächentarifvertrag nicht infrage stehe. Bislang hatte die GDL stets auf ihren Maximalforderungen beharrt und die Verhandlungen im Januar abgebrochen. Weselsky kündigte außerdem an, er werde vor das Bundesverfassungsgericht ziehen, falls der Grundsatz "ein Betrieb - ein Tarifvertrag" gesetzlich verankert werden würde.

"Ich glaube nicht, dass ein Gesetz, das darauf ausgerichtet ist, Berufsgewerkschaften...zu vernichten, verfassungskonform ist. Wenn es aber kommt, dann werden wir den einzig gangbaren Weg gehen - den Gang vor das Bundesverfassungsgericht", sagte Weselsky der "Zeit". Ein solches Gesetz fordern der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) und die Bundesvereinigung der Arbeitgeberverbände (BDA) einvernehmlich.

Es würde die Position von Spartengewerkschaften wie der GDL, der Ärztegewerkschaft Marburger Bund oder der Pilotenvereinigung Cockpit erheblich schwächen.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 15.03.2011

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