Gebrauchtmarkt für Panzer boomt

Deutschlands Rüstungsindustrie hat mit dem Verkauf von generalüberholten Panzern aus Altbeständen nach einem Bericht des "Handelsblatts" (Montagsausgabe) einen milliardenschweren Zweitmarkt erschlossen.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Tatkräftige Unterstützung erhält sie von der Bundesregierung. Diese erteilte alleine in der zurückliegenden Legislaturperiode 726 Ausfuhrgenehmigungen für Secondhand-Panzer aus deutscher Produktion. Das waren doppelt so viele wie in der Regierungszeit davor.

Diese Zahlen gehen aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage des Abgeordneten Jan van Aken (Linkspartei) hervor, die dem "Handelsblatt" vorliegt. Weil die Bundeswehr und die Streitkräfte anderer befreundeter Staaten wie etwa der Niederlande ihren Panzerfuhrpark drastisch verringern wollen, können die Rüstungskonzerne aus dem Vollen schöpfen. Größter Einzelabnehmer war in den vergangenen vier Jahren Chile mit 172 Panzern vom Typ Leopard 2. Insgesamt sind seit 1997 genau 2. 357 Panzer vom Typ Leopard 1 und 2 weltweit abgesetzt worden.

123 Leopard-2-Panzer stehen gegenwärtig zum Verkauf bereit. 93 weitere wurden aus der Schweiz, Österreich und den Niederlanden nach Deutschland reimportiert. An wen diese verkauft wurden oder noch werden, teilte die Bundesregierung nicht mit.

Soldaten der Bundeswehr und Mitarbeiter des Verteidigungsministeriums werden auch direkt in die Käuferwerbung eingebunden. Vom Verteidigungsministerium wurden Panzerbesatzungen und Offiziere auf Rüstungsmessen in Katar, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Saudi Arabien entsandt, um Kaufinteressenten die Panzer vorzuführen. Die Reisekosten wurden laut Bundesregierung jeweils von dem durchführenden Unternehmen getragen.

In der Linksfraktion stößt das Geschäft mit den Altpanzern angesichts der Menschenrechtslage in einigen Abnehmerländern auf Kritik. "Das ist typisch Merkel. Nach vorne von Verantwortung reden und hintenrum einen florierenden Gebrauchtpanzermarkt betreiben", sagte der Linkspartei-Abgeordnete Jan van Aken.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 15.09.2013

Zur Startseite