Geheime Türken-Pläne: SPD spricht von "schlimmen Aussagen" Helmut Kohls

Dass Altbundeskanzler Helmut Kohl laut Geheimpapieren der britischen Regierung in den 1980er-Jahren die Hälfte der in Deutschland lebenden Türken nach Hause schicken wollte, sorgt für Empörung.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - "Offen gestanden kann ich diese schlimmen Aussagen des ehemaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl nicht glauben. Sollte er sie dennoch getroffen haben, wirft das einen großen Schatten auf ihn", sagte der europapolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Michael Roth, "Handelsblatt-Online". Kohl leugne vermutlich noch heute, dass Deutschland ein Einwanderungsland ist.

"Er steht damit in der CDU und insbesondere der CSU wahrlich nicht allein", sagte Roth weiter. "Eine auf Respekt fußende Integrationspolitik hat es in seiner Regierungsverantwortung definitiv nicht gegeben." Noch heute gebe es gegenüber den in Deutschland lebenden Türken viele Vorurteile und Klischees.

"Anstatt diese anzufachen, sollten wir lieber die Probleme im Miteinander konkret anpacken und deutlich machen: eine europäische, demokratische und rechtsstaatliche Türkei ist in unser aller Interesse", betonte Roth. Hintergrund ist ein geheimes Protokoll eines Gesprächs zwischen Kohl und der britischen Regierungschefin Margaret Thatcher vom 28. Oktober 1982. Das Papier unterliegt nach Ablauf einer 30-jährigen Frist nicht mehr der Geheimhaltung und kann nun eingesehen werden. In dem Dokument heißt es: "Kanzler Kohl sagte, (...) über die nächsten vier Jahre werde es notwendig sein, die Zahl der Türken um 50 Prozent zu reduzieren - aber er könne dies noch nicht öffentlich sagen."

Seine Überlegungen begründete er damit, dass er es für unmöglich halte, "die Türken in ihrer gegenwärtigen Zahl zu assimilieren". Deutschland habe kein Problem mit Portugiesen, Italienern, "selbst den Südostasiaten", da diese sich gut integrierten. "Aber die Türken kämen aus einer sehr andersartigen Kultur."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 02.08.2013

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