Genscher: Mubarak konnte Ägyptens Lage nicht mehr richtig einschätzen

Der frühere Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher (FDP) hat sich enttäuscht über den gestürzten ägyptischen Präsidenten Hosni Mubarak geäußert.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - "Ich sah jemanden, der die Lage in seinem Land nicht mehr richtig einschätzen konnte", so Genschers Einschätzung gegenüber der "Süddeutschen Zeitung" (Dienstag-Ausgabe) zu Mubaraks letzten Fernsehauftritten als Präsident. "Es schmerzt, wenn ein hoffnungsvoller Anfang so endet", so der 83-Jährige weiter. Während seiner Amtszeit als Außenminister habe er ein "gutes menschliches Verhältnis" zu Mubarak entwickelt.

Dieser habe die Friedenspolitik seines Vorgängers Anwar el-Sadat "entschlossen weitergeführt und sich immer wieder auch um Frieden zwischen Israel und Palästinensern bemüht". Ägypten erlebe zurzeit eine Revolution. "Das Volk erhebt seine Stimme, will Freiheit und Demokratie auf friedliche Weise erreichen - so wie das 1989 in Europa der Fall war. Den Ruf nach Freiheit darf niemand überhören. Nicht in Ägypten und nirgendwo sonst", fügte Genscher hinzu. Im Umbruch in Ägypten sieht Genscher einen Beweis für die weltweite Durchsetzbarkeit der Demokratie.

"Seine Würde, das Verlangen nach Freiheit und Gerechtigkeit, ist jedem Menschen eingeboren. Wer die Reife dafür anderen Völkern abspricht, schafft Feindbilder und vergiftet Herzen und Hirne der Menschen", sagte der frühere Außenminister. Allerdings könnten "Demokratien sehr unterschiedlich gestaltet werden".

Das hänge mit unterschiedlicher Geschichte und Kultur zusammen. Genscher war von 1974 bis 1992 Bundesaußenminister. In dieser Zeit hat er häufig Ägypten besucht.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 15.02.2011

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