Genscher: Opfer von Olympia-Attentat 1972 wurden nicht gefoltert

Der ehemalige Innenminister Hans-Dietrich Genscher widerspricht Behauptungen in der "New York Times", wonach die israelischen Opfer des Olympiaattentats von München 1972 vor ihrer Ermordung gefoltert worden seien.

München (dts Nachrichtenagentur) - Nach Angaben der US-Zeitung hatte das palästinensische Terrorkommando den Sportlern und ihren Betreuern Knochen gebrochen und den Gewichtheber Josef Romano sogar kastriert. Genscher hat davon nach eigenen Angaben "weder offiziell noch inoffiziell jemals etwas gehört", schreibt der "Spiegel" in seiner am Samstag erscheinenden Ausgabe. 1972 gehörte Genscher dem Krisenstab in München an.

Die bislang unbekannten Obduktionsberichte, die dem "Spiegel" vorliegen, sowie eine Aussage des Rechtsmediziners Wolfgang Eisenmenger stützen Genschers Behauptung. Eisenmenger war an den Obduktionen der elf israelischen Toten beteiligt. Seiner Erinnerung nach hat es "bei keinem Opfer Hinweise auf Folter oder das Abtrennen der Genitalien gegeben".

Auch in den Obduktionsberichten findet sich kein Hinweis auf eine Misshandlung der Geiseln, geschweige denn ein Kastrieren Romanos. Dieser wurde laut Obduktionsbericht von sieben Schüssen niedergestreckt, die auch vorhandene Unterleibsverletzungen erklären. Die "New York Times" hatte sich in ihrem Bericht auf Fotos von den Leichen berufen.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 04.12.2015

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