Genscher führt FDP-Niedergang auf zu lange Re­gierungsbeteiligung zurück

Der langjäh­rige Bundesaußen­minister und FDP-Eh­ren­vorsitzen­de Hans-Dietrich Gen­scher hat eine über­raschende Er­klärung dafür, warum die FDP derzeit so schlecht dasteht: "Vielleicht haben wir zu lange regiert. Regie­rungsjah­re ma­chen be­quem", sagte Genscher der "Bild am Sonntag". "1969 haben wir mit einem Wahlergebnis von nur 5,8 Pro­zent dafür gesorgt, dass Willy Brandt Kanz­ler wurde. 13 Jahre spä­ter dann die Wende zur Union."

In der Zwischenzeit habe sich die Welt verändert. "Da hat mancher wohl gedacht, wir sind auf den Bundestag abonniert und auf das Re­gieren auch. Re­gierungsjah­re können auch auszehren."

Besonders habe der Par­tei die Regierungszeit zwischen 2009 und 2013 gescha­det: "Das Schlimms­te ist, Wahl­versprechen nicht ein­zuhalten. Dass ich unter der Entwicklung mei­ner Partei leide, wird jeder verstehe", so Genscher weiter. "Aber mich er­mutigt, dass mit Chris­tian Lindner die FDP einen Vor­sit­zen­den hat, der die Partei aus die­ser Krise heraus­führen kann."

Der FDP-Eh­ren­vorsitzende emp­fiehlt sei­ner Par­tei einen neuen Freiheits­begriff: "Für mich steht im Mittelpunkt das Gebot des Grundgesetzes: Die Würde des Menschen ist unantast­bar. Es geht um die Würde jedes Men­schen, nicht nur die der Deutschen. Da haben wir die Abgrenzung zur Auslän­derfeind­lich­keit."

Genscher legte der FDP nahe, die so­zia­le Ge­rechtigkeit dabei nicht zu vernachläs­sigen: "Es geht um Mei­nungs­frei­heit, Rechts­staat, Chancen- und soziale Gerechtigkeit. Es gibt keine Menschenwürde ohne so­ziale Ge­rech­tigkeit. Das ist ein um­fassen­der Frei­heits­begriff, der keine Einschränkung duldet."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 09.11.2014

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