Geplante europäische Ratingagentur will keine Einmischung der Politik

Die neue Ratingagentur, die das Beratungsunternehmen Roland Berger gründen will, verbittet sich ungebetene Einmischung der Politik.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - "Wir freuen uns, wenn die Politik das Projekt einer Europäischen Ratingagentur unterstützt. Allerdings wünschen wir uns nicht, dass sie mit Steuergeldern finanziert wird", sagte Roland-Berger-Partner Markus Krall der Onlineausgabe der "Welt". Er wirbt bei Finanz- wie Informationsdienstleistern derzeit das Gründungskapital für die Ratingagentur ein.

Das Modell sieht eine gemeinnützige und nicht gewinnorientierte Stiftung als Organisationsform vor. Der Staat solle außen vor bleiben, so Krall. Sobald die Unternehmen das Kapital eingezahlt haben, will Krall anfangen, Personal einzustellen, sich um den Segen der europäischen Aufsichtsbehörde ESMA zu bemühen - und sich dann als erstes auf den heiklen Markt der Länderratings stürzen.

Das schafft die öffentliche Beachtung, die ein neuer Wettbewerber der drei großen Ratingagenturen - neben S&P noch Moody`s und Fitch - braucht. Krall rechnet mit einem Bedarf von 20 bis 25 Analysten für die Bewertung von Staaten und gibt ein ehrgeiziges Ziel vor: "Zum Jahreswechsel könnte die Europäische Ratingagentur dann die ersten Ratings veröffentlichen." Nach der Herabstufung der Kreditwürdigkeit etlicher europäischer Länder am Freitag vergangener Woche durch Standard & Poor`s (S&P) hat die deutsche Regierungskoalition die Gründung einer europäischen Ratingagentur laut dem Parlamentarischen Geschäftsführer der Unionsfraktion, Peter Altmaier, "wirklich zu einer Top-Priorität" erklärt.

Auch Außenminister Guido Westerwelle (FDP) wünscht sich eine europäische Ratingagentur nach dem Vorbild der Stiftung Warentest. Er kündigte an, seinen europäischen Kollegen einen entsprechenden Vorschlag zu machen.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 20.01.2012

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