Gerhard Richter: Entwicklung des Kunstmarktes ist "beängstigend"

Der Künstler Gerhard Richter ist befremdet vom Umstand, dass seine Werke und sogar von ihm signierte Postkarten auf dem Kunstmarkt Höchstsummen erzielen.

Köln (dts Nachrichtenagentur) - "Eine erschreckende Entwicklung, beängstigend", sagte Richter der Wochenzeitung "Die Zeit". "Aber noch immer gibt es Leute, die gute von schlechter Qualität unterscheiden können und wollen. Das ist doch tröstlich."

Die horrenden Preise für seine Bilder seien ein Beleg dafür, "wie irrsinnig sich der Kunstmarkt entwickelt hat", so der 83-Jährige. "Genauso unverständlich ist der Handel mit signierten Postkarten. Ich habe mal durch Zufall ein von Thomas Bernhard signiertes Buch bekommen. Darüber habe ich mich gefreut. Aber ich würde doch keine 100 Euro dafür ausgeben. Das hat doch mit dem Werk nichts zu tun, das ist doch reiner Personenkult."

Über das geplante Kulturgutschutzgesetz und die Frage, ob bestimmte Werke, wenn sie zu nationalem Kulturgut erklärt werden, vor Ausfuhr geschützt werden dürfen, sei Richter erschrocken: "Der Gedanke, dass man etwas erhalten will, ist ja nett, aber andererseits völlig unzeitgemäß." Die Welt werde "immer multikultureller und antinationaler, und wir sind da ganz progressiv, aber gleichzeitig machen wir ein Gesetz zum Schutz deutscher Kultur." Die Vorstellung, "dass dann Kommissionen kommen, die entscheiden, was gut und weniger gut ist, das ist Horror, bürokratischer Unsinn."

Und weiter: "Es ist doch völlig egal, ob die `Mona Lisa` in Paris oder Rom hängt, Hauptsache, wir können sie sehen und es wird alles Mögliche getan, sie zu erhalten."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 22.12.2015

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