Gesamtmetall-Präsident Kannegiesser wirft IG Metall Gefährdung der Tarifautonomie vor

Gesamtmetall-Präsident Martin Kannegiesser hat der IG Metall vor ihrem Gewerkschaftstag vorgeworfen, durch neue Strategien der Mitgliederwerbung die Grundlagen der gemeinsamen Tarifpolitik zu gefährden.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - "Mobilisierung zwecks Mitgliederwerbung ist zur alles überwuchernden Motivation geworden", sagte Kannegiesser dem "Handelsblatt" (Freitagsausgabe). "Solche Einseitigkeit ist für die Tarifautonomie und die Anerkennung von Lösungskompetenz gefährlich." "Gewerkschafter, die ständig so tun, als würde hier mit einem Arbeitsprekariat produziert, sollten sich auch einmal kritisch prüfen: Sie schaden unserer Industrie", sagte der oberste Arbeitgebervertreter der Metall- und Elektroindustrie.

Tatsächlich zeichne sich die deutsche Industrie unter anderem dadurch aus, dass sie "die höchsten Löhne der Welt" zahle. Dies sei das Ergebnis einer erfolgreichen Tarifpolitik, "die gute Arbeitsbedingungen und hohe Flexibilität für die Betriebe ermöglicht", sagte er. Diese Verdienste, an denen auch die IG Metall ihren Anteil habe, dürften nicht aufs Spiel gesetzt werden.

Besonders "irritiert" zeigte sich Kannegiesser dabei über den jüngsten "Jugend-Aktionstag", mit dem die Gewerkschaft junge Metaller zu einer Großkundgebung für bessere Berufsperspektiven mobilisiert hatte. Dieser "Stil der öffentlichen Auseinandersetzung" stehe völlig im Gegensatz zur erfolgreichen Strategie der Tarifparteien bei der Bewältigung der Wirtschaftskrise, warnte er. Die IG Metall hatte kürzlich angekündigt, dass sie das Jahr 2011 zum ersten Mal seit zwei Jahrzehnten mit einem Mitgliederzuwachs abschließen werde.

Sie führt dies unter anderem auf eine stärkere Basisorientierung ihrer Arbeit zurück. Ende 2010 hatte die größte deutsche Gewerkschaft 2,24 Millionen Mitglieder gehabt.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 06.10.2011

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