Grüne wollen für pädophile Irrungen um Entschuldigung bitten

Kurz vor der Veröffentlichung der wissenschaftlichen Untersuchungen zu pädophilen Strömungen in den Gründungsjahren der Grünen hat Parteichefin Simone Peter eine Entschuldigung angekündigt.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - "Die grüne Partei war nach allem, was wir wissen, nicht Ort der Tat", sagte Peter der "Welt". "Aber wir müssen uns damit auseinandersetzen, dass unsere Beschlüsse von Pädophilen als Legitimation für ihre Taten verstanden werden konnten." Dieser Verantwortung wollten die Grünen sich stellen, auch auf dem Parteitag in zwei Wochen.

"Dabei wollen wir auch noch einmal die Bitte um Entschuldigung aussprechen." In den 1980er-Jahren hatten die Grünen in einigen ihrer Programmtexte die Forderung nach Straffreiheit für sexuelle Kontakte zwischen Erwachsenen und Kindern aufgenommen. Sie erklärten dies im Rückblick zunächst mit dem damaligen Zeitgeist in ihren Reihen, der von dem Wunsch nach Befreiung von verkrustetem Sexualstrafrecht geprägt war.

Im Frühsommer vergangenen Jahres beauftragten sie den Göttinger Parteienforscher Franz Walter mit der wissenschaftlichen Aufarbeitung dieses Teils der Parteigeschichte. Walter und Peter stellen den Abschlussbericht am Mittwoch in Berlin vor. Vor etwa einem Jahr setzten die Grünen zusätzlich eine Partei-Arbeitsgruppe ein.

"Wir haben in unserer Arbeitsgruppe mit Zeitzeugen gesprochen, Opferverbände eingeladen, unsere Landesverbände bei ihren Aufarbeitungsbemühungen unterstützt und für Betroffene Möglichkeiten geschaffen, Kontakt zu uns aufzunehmen", sagte Peter. "Im Dezember vorigen Jahres haben wir eine E-Mail-Adresse freigeschaltet und im Sommer auf Rat der Betroffenenverbände zusätzlich eine telefonische Anlaufstelle eingerichtet, die von einer erfahrenen, im Umgang mit Betroffenen ausgebildeten Psychologin betreut wird", erklärte die Grünen-Chefin weiter. "Vier Rückmeldungen kamen von Betroffenen sexuellen Missbrauchs, wobei in drei Fällen keine unmittelbare Verbindung zur grünen Partei erkennbar ist", sagte Peter.

"Im vierten hat sich der Betroffene bislang nicht näher zu den Umständen des Missbrauchs geäußert." Nun gehe es darum, Konsequenzen für heutige Debatten zu ziehen. "Der sexuelle Kindesmissbrauch ist immer noch ein riesiges gesellschaftliches Problem. Hier sind wir in der Pflicht, den Schutz von Kindern vor sexueller Gewalt zu verbessern und die Rechte der Betroffenen zu stärken."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 08.11.2014

Zur Startseite