Griechenland-Krise: Weidmann warnt vor Ausfall des Bundesbank-Gewinns

Ein Austritt Griechenlands aus der Eurozone dürfte in den kommenden Jahren Milliardenlöcher in die Haushaltsplanung von Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) reißen: Bundesbank-Präsident Jens Weidmann hat in der Kabinettsitzung am vergangenen Mittwoch vor den Folgen eines "Grexits" für den Bundesbank-Gewinn und damit auch den Haushalt gewarnt, berichtet das "Handelsblatt" (Montagsausgabe) unter Berufung auf Regierungskreise.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Die Bundesregierung müsse sich darauf einstellen, dass die Bundesbank in den kommenden Jahren nicht wie üblich einen Gewinn an Schäuble überweisen könne, sagte Weidmann nach Angaben aus Teilnehmerkreisen. Als Grund soll Weidmann die hohen Kosten eines möglichen griechischen Euro-Austritts genannt haben. Bisher hat der Finanzminister einen Bundesbank-Gewinn von jährlich 2,5 Milliarden einkalkuliert.

Die Bundesbank hat zwar bereits Rückstellungen von zuletzt 14,4 Milliarden Euro für die Risiken der Euro-Krise gebildet, schreibt das "Handelsblatt". Doch diese würden wohl nicht ausreichen im Falle eines "Grexits". Die Rückstellungen waren vor allem dafür gedacht, mögliche Verluste aus Anleihekäufen der Europäischen Zentralbank auszugleichen.

Noch immer hält die EZB griechische Staatspapiere im Wert von 20 Milliarden Euro. Fallen diese aus, macht sie entsprechende Verluste. Das trifft auch die Bundesbank, die mit knapp einem Viertel an den Gewinnen und Verlusten der EZB beteiligt ist.

Im Falle eines Euro-Austritts drohten jedoch noch viel größere Verluste. So hat Griechenland Verbindlichkeiten im internen Verrechnungssystem der Euro-Notenbanken Target von rund 110 Milliarden Euro. Einen Teil der Summe müsste die EZB wohl abschreiben.

Ähnlich wäre dies bei den von der Bank of Greece ausgegeben Euro-Banknoten in Höhe von etwa 50 Milliarden Euro. Diese Belastungen könnten sogar dazu führen, dass die EZB zeitweise negatives Eigenkapital ausweisen würde. Das würde bedeuten, dass sie jahrelang ihre Gewinne zur Bilanzbereinigung nutzen müsste und nicht mehr an die nationalen Notenbanken ausschütten könnte. Die Folge: Auch die Bundesbank würde praktisch keinen Gewinn mehr machen.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 05.07.2015

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