Griechischer Industrieverband erwartet mehr "Verständnis"

Der Präsident des griechischen Industrieverbandes (SEV), Theodoros Fessas, mahnt im Tauziehen zwischen der neuen Athener Regierung und den Gläubigern des Landes zu einem Kompromiss.

Athen (dts Nachrichtenagentur) - "Beide Seiten müssen aufeinander zugehen, es darf keine Gewinner und Verlierer geben", sagte Fessas in einem Interview mit dem "Handelsblatt" (Donnerstagausgabe). Der neue Regierungschef Alexis Tsipras versuche, "ein Gleichgewicht zu finden zwischen seiner Wahlkampfrhetorik und der schwierigen Lage, in der sich unser Land befindet." Die griechische Seite spreche nicht mehr von einem Schuldenschnitt, sondern von einer Umschuldung und habe auch signalisiert, dass sie einen großen Teil der Vorgaben des bisherigen Anpassungsprogramms akzeptiert.

"Das sind erste Schritte zu einem Kompromiss", sagte der Verbandschef. Von Deutschland erwartet Fessas vor allem Verständnis für die schwierige Situation der Griechen: "Ein sehr großer Teil unserer Bevölkerung ist enttäuscht und wütend – die Menschen brauchen wieder Zuversicht und Perspektive", so Fessas. Er hoffe, dass sich die Solidarität der Völker in Europa durchsetze, was natürlich nicht bedeute, "dass der eine für die Sünden des anderen bezahlt."

Fessas: "Wir verstehen die Befürchtungen der europäischen Bürger und werden alles tun, ihr Vertrauen zu rechtfertigen." Fessas kritisierte, dass das bisherige Rettungskonzept "falsche Prioritäten" gesetzt habe. Strukturreformen hätten Vorrang vor dem Sparzwang haben müssen.

"So entwickelte sich aus der fiskalischen Krise eine Liquiditätskrise, eine Bankenkrise und eine schwere Rezession". An die neue Links-Rechts-Regierung appellierte der Chef des Industrieverbandes, den Weg der Reformen fortzusetzen: "Es wäre ein großer Fehler, jetzt alle Reformen zurückzudrehen", mahnte Fessas. So seien Privatisierungen "ein wichtiger Schlüssel für die Steigerung der Wertschöpfung, die Förderung des Wettbewerbs und der Beschäftigung."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 11.02.2015

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