Griechischer Top-Journalist kritisiert in Schuldenkrise eigenes Volk

Einer der renommiertesten Journalisten Griechenlands, Takis Michas, hat in der Diskussion um die griechische Schuldenkrise das eigene Volk scharf angegriffen.

Athen (dts Nachrichtenagentur) - Michas, der unter anderem für das "Wall Street Journal" schreibt, sagte der "Bild-Zeitung" (Mittwochausgabe): "Wir Griechen müssen endlich verstehen, dass wir selber schuld sind an der Situation, nur wir sind schuld! Aber immer noch glauben hier viele: Die Milliarden stehen uns einfach zu! Dabei ist unsere Wirtschaft so wie ein post-sowjetisches Reich: Die Politiker haben einen aufgeblähten öffentlichen Sektor aufgebaut, die Unternehmen schmieren wo sie können - und alle profitieren davon. Und egal, welche Regierung gerade am Ruder war: Es lief immer gleich!" Der Journalist kritisiert gleichzeitig, dass in Griechenland immer wieder anderen die Schuld für die Krise angelastet wird. Michas sagte der "Bild-Zeitung" weiter: "Die Deutschen hat doch niemand gezwungen, dass wir ihnen ihre Autos abkaufen und andere Luxusprodukte, die sich hier gerne alle geleistet haben. Auch die Banken sind nicht schuld daran, wie hier alle phantasieren. Die meisten Griechen haben einfach in einer Parallel-Welt gelebt, aus der sie nicht aufwachen wollen. Es gesteht sich natürlich niemand gerne ein, dass er teilweise in einem korrupten Gebilde gelebt hat, das so einfach nicht funktionieren kann."

Der Wirtschaftsexperte fordert auch von der Europäischen Union ein Umdenken ein. Es könne keine Lösung sein, einfach weitere Milliarden in Griechenland zu investieren. Michas sagte der Zeitung weiter: "Wenn Griechenland versteht, dass es harte strukturelle Reformen braucht, werden die Politiker sehen, dass möglicherweise auch die Rückkehr zur Drachme sinnvoll sein kann. Die Europäer müssen sich ohnehin fragen, welcher Weg der richtige ist: Ein Ende mit Schrecken - oder ein Schrecken ohne Ende."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 22.06.2011

Zur Startseite