Hamed Abdel-Samad: Attacken auf Demonstranten sind Staatsterrorismus

Der deutsch-ägyptische Politikwissenschaftler Hamed Abdel-Samad hat die Attacken auf die friedlichen Demonstranten der vergangenen Tage in Kairo als Staatsterrorismus verurteilt.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - In einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin "Focus" sagte der Historiker und Autor: "Wir gehen zu hunderttausenden friedlich demonstrieren, und auf uns wird mit Tränengas und Gummigeschossen gefeuert. Es verfolgen uns Schlägerbanden durch die Straßen. Es sind schreckliche Szenen mit mehreren hundert Toten und tausenden Verletzten. Und das nur, weil ein Mann seine Ehre retten will und nicht abtritt. Dafür opfert er das ägyptische Volk." Der Buchautor, der sich in seinen Werken kritisch mit dem Islam auseinandersetzt, machte in diesem Zusammenhang Amerikanern und Europäern große Vorwürfe.

"Wenn der Westen so weitermacht und im Namen der Sicherheit im Nahen Osten an Mubarak und seinem Regime festhält, kann alles anders kommen." Wenn man Stabilität und Sicherheit in Ägypten und der Region haben wolle, müsse man mit dem ägyptischen Volk reden und nicht mit einem 82-jährigen, senilen Luftwaffengeneral. Zugleich warnte Abdel-Samad vor unerwünschten Nebenwirkungen.

Wenn es so weitergehe mit der Gewalt, dann würden die Islamisten gewinnen. An Israel gewandt, mahnte der 38-Jährige: "Dieser Aufbruch hier ist eine Chance, dass auch Israel seine Ängste, die manchmal auch in Paranoia umschlagen können, überwinden kann. Wenn man Angst vor Instabilität hat, darf man kein Unterdrückungsregime unterstützen. Erst recht nicht, wenn man sieht, dass Millionen von Menschen gegen dieses Regime aufstehen. Und zwar in Richtung Demokratisierung." Es wäre gut, wenn die Israelis sagten, wir unterstützen jede Form der Demokratisierung.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 05.02.2011

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