Handwerk klagt über Abwerbung ins Ausland

Der zunehmende Wegzug junger Deutscher ins Ausland bereitet nicht nur den Universitäten und der Industrie Sorgen: Auch im Handwerk gibt es eine verstärkte Abwerbung junger Fachkräfte aus dem Ausland.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - "Den Brain-Drain kennen wir nicht nur in akademischen Berufen", sagte der Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH), Otto Kentzler, dem "Handelsblatt" (Donnerstagsausgabe). "Die EU-Nachbarstaaten werben intensiv um unsere gut ausgebildeten und hochangesehenen Fachkräfte." Der Handwerkspräsident appellierte an die Unternehmen, die Beschäftigten schon mit Blick auf die demografische Entwicklung und den Lehrlingsmangel zu halten: "Wir haben im Handwerk keine Fachkräfte zu verschenken."

Höhere Gehälter hält Kentzler als Antwort auf die verstärkte Abwerbung allerdings für unrealistisch. "Mit großen Geldscheinen können und müssen Mittelständler nicht winken." Stattdessen sollten die Betriebe den Fachkräften von Anfang an mehr Perspektive geben und mehr Weiterbildung ermöglichen, empfiehlt der ZDH-Präsident.

Auch die mögliche Übernahme eines Betriebs solle schon früh mit potenziellen Kräften besprochen werden, um einen Anreiz zu bieten, in Deutschland zu bleiben, fordert Kentzler. Angesichts des steigenden Bewerbermangels müssten sich die Handwerksbetriebe auch noch stärker als bisher um junge Frauen bemühen. Dabei spielten flexible Arbeitszeiten und Einsatzmöglichkeiten ebenso eine Rolle wie die Verfügbarkeit von Betreuungseinrichtungen für die Kinder, so Kentzler.

Die Arbeitgeber könnten nicht mehr den Wunsch ignorieren, Familie und Beruf unter einen Hut bringen zu können. Immerhin habe sich der Anteil der Frauen bei den erfolgreichen Meisterprüfungen in den letzten 20 Jahren verdoppelt. "Wir müssen um unseren Nachwuchs kämpfen wie die Löwen!" fordert der Handwerkspräsident.

Bewerbern aus dem Ausland fehle oft die Qualifikation.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 22.12.2011

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