Hans Werner Kilz: Wulff-Anruf bei "Bild"-Zeitung "tiefer hängen"

In der Debatte über eine Einflussnahme von Bundespräsident Christian Wulff auf Medienberichte hat der frühere Chefredakteur von "Spiegel" und "Süddeutscher Zeitung", Hans Werner Kilz, den Journalisten mehr Gelassenheit empfohlen.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Verärgerte Anrufe von Spitzenpolitikern bei Chefredakteuren seien "das Normalste von der Welt", sagte Kilz dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Samstagausgabe). "Journalisten sollten nicht so larmoyant sein." Er verstehe zwar, "dass die Journalistenverbände jetzt Zeter und Mordio schreien müssen, weil angeblich die Pressefreiheit in Gefahr sei."

Man müsse in solchen Fällen "eben den Rücken durchdrücken." Kilz betrachtet Wulffs Verhalten aber weniger als eine Gefahr denn als einzigartige Dummheit. "Ich sehe den Kollegen Kai Diekmann ja förmlich zittern vor Angst", so Kilz mit Blick auf Wulffs Anruf beim Chefredakteur der Bild-Zeitung.

"Ein so törichtes Vorgehen wie bei Wulff habe ich noch bei keinem Spitzenpolitiker erlebt. Spätestens als Diekmanns Mailbox ansprang, hätte er auflegen müssen. Stattdessen hat er ein Tondokument geliefert, mit dem er sich jetzt vorführen lassen muss. Das schadet dem Amt und gibt den Amtsinhaber der Lächerlichkeit preis." Einen "Machtkampf" zwischen Wulff und den Medien gibt es Kilz zufolge nicht. Es komme derzeit lediglich zu einer Solidarisierung innerhalb der gesamten Presse gegen einen Angriff von außen.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 06.01.2012

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