Hapag-Lloyd Eigentümer TUI wird Reederei-Anteil nicht los

Seit mehr als einem Jahr versucht der Tourismuskonzern TUI seinen Anteil von 38 Prozent an Hapag-Lloyd loszuwerden, und das bislang ohne Erfolg.

Hamburg (dts Nachrichtenagentur) - Nach Informationen der "Welt" aus Unternehmenskreisen ist nun der Staatsfonds des Oman, Onyx Investment Ltd., bei Hapag-Lloyd aus dem Rennen. Die zunehmend schwierige Lage der weltweiten Schifffahrt erschwert die Käufersuche. Bei fast allen großen Reedereien brechen derzeit die Frachtraten um bis zu 50 Prozent ein.

Hintergrund ist ein erbitterter Kampf um Marktanteile zwischen den beiden Marktführern Maersk und MSC. Als Folge hat sich das wichtige Herbstgeschäft bei Hapag-Lloyd gegenüber dem Vorjahr deutlich verschlechtert. Für den Staatsfonds sei Hapag-Lloyd "eine Nummer zu groß", hieß es dazu. Die Omanis wollen ihre mit viel Geld gebauten Freihäfen in Salalah und Sohar besser auslasten.

Dabei sollte ihnen eine maßgebliche Beteiligung an Hapag-Lloyd helfen. Doch daraus wird nun nichts. "Momentan stockt das Ganze", hieß es dazu bei TUI. Das endgültige Aus für die Pläne wollte man dort aber nicht bestätigen.

Zudem ruhen die Gespräche mit einem weiteren Interessenten, dem chinesischen Logistikkonzern und Flughafenbetreiber HNA, seit Wochen. Angeblich hat TUI nun einen neuen Kaufinteressenten an der Angel: Es soll sich dabei um einen strategischen Investor aus der Schifffahrts- und Transportbranche handeln. Die Gespräche gestalteten sich schwierig, ein Ergebnis sei frühestens Ende des Jahres zu erwarten, heißt es.

Bis dahin aber muss eine Lösung gefunden werden, denn ab Januar 2012 wird die Situation noch komplizierter: Dann nämlich muss TUI dem zweiten Großaktionär von Hapag-Lloyd, dem Albert Ballin Konsortium aus Hamburg, den Anteil andienen. Das Konsortium, hinter dem der Unternehmer Klaus-Michael Kühne, die Stadt Hamburg und mehrere Banken und Versicherungen stehen, hat ein Vorkaufsrecht für die 38 Prozent der TUI an der Reederei. Der Preis dafür müsste dann neu ermittelt werden – und das in einer Zeit, in der die Schifffahrt nicht gerade ein Goldesel ist. Daher ist es fraglich, ob TUI über diesen Weg auf die erhoffte Einnahme von etwa 1,5 Milliarden Euro käme. Sollte also das Ballin-Konsortium nicht in der Lage sein, TUI die Anteile abzukaufen, würde das die Situation komplett verändern: Dann nämlich hat TUI das Recht, Anteile des Konsortiums zu übernehmen und so eine Mehrheit an Hapag-Lloyd verkaufen zu können. "Dann bekäme der TUI-Anteil eine ganz andere Bedeutung", hieß es dazu in dem Konzern. Eine Mehrheit an der Reederei könne man mit ganz anderen Möglichkeiten am Markt anbieten als die jetzige Beteiligung. "Ab Januar kommt Dynamik in die Sache. Alle Seiten stehen unter Handlungsdruck", sagte eine mit den Gesprächen vertraute Person.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 28.09.2011

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