Helmut Schmidt billigt zurückhaltende Informationspolitik Japans

Der ehemalige Bundeskanzler Helmut Schmidt hat die zurückhaltende Informationspolitik der japanischen Regierung im Zusammenhang mit den Atomunfällen in Fukushima gebilligt.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - "Es ist notwendig, vermeidbare Paniken zu vermeiden. Die Regierung ist nicht gezwungen, alles zu sagen, was sie weiß. Sie ist nur dazu gezwungen, dass das, was sie sagt, der Wahrheit entspricht", sagte Schmidt der "Zeit".

Der Ex-Kanzler sprach sich dagegen aus, "die gegenwärtige Dreifach-Katastrophe in Japan für die innerdeutsche Pro- oder Anti-Kernkraft-Diskussion zu missbrauchen". Allerdings wehrte er sich dagegen, als großer Vorkämpfer für die Atomkraft wahrgenommen zu werden. "Ich habe mich nicht sonderlich für die Atomkraft ausgesprochen, sondern ich habe als Kanzler die Politik meiner Amtsvorgänger unverändert fortgesetzt und sie weder beschleunigt noch verlangsamt. Ich habe zum Beispiel die vorgefundenen Bauabsichten fortgesetzt, wobei mein Hauptargument war, dass man noch nicht wusste - wir reden jetzt von einer Zeit, die dreißig bis vierzig Jahre zurückliegt - was auf die Dauer die größeren Risiken für die Menschheit bedeuten würde", sagte Schmidt, in dessen Amtszeit von 1974 bis 1982 das Erwachen der deutschen Umweltschutzbewegung fiel. Schmidt äußerte die Einschätzung, die japanische Wirtschaft werde nicht lange unter den Folgen von Erdbeben, Tsunami und der Atomunfälle zu leiden haben. "Die japanische Wirtschaft ähnelt sehr der deutschen. Die deutsche Wirtschaft hatte nach 1945 trotz schlimmster Zerstörung innerhalb von weniger als zehn Jahren ihren alten Standard wieder erreicht. Nein, ein langes Siechtum kommt mir für Japan sehr unwahrscheinlich vor."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 15.03.2011

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