Hollande: In Flüchtlingskrise dürfen sich Vorgänge von 2015 nicht wiederholen

Frankreichs Staatspräsident François Hollande hat Deutschland in der Flüchtlingskrise ermahnt, dass sich die Vorgänge des Jahres 2015 im laufenden Jahr nicht wiederholen dürfen.

Paris/Berlin (dts Nachrichtenagentur) - In einem Interview mit der "Bild" (Mittwoch) erklärte Hollande, er begrüße die Solidarität, die Deutschland unter Beweis gestellt habe. "Aber keine Frage: 2016 darf sich nicht wiederholen, was 2015 geschehen ist." Hollande mahnte, "die Antwort kann nur europäisch sein. Alles andere würde das Ende von Schengen und die Rückkehr zu nationalen Grenzen bedeuten - ein historischer Rückschritt." Diese Gefahr sei bis vor ein paar Tagen noch real gewesen, betonte Hollande: "Das hätte das Ende der Europäischen Union nach französischen und deutschen Vorstellungen bedeutet, also das Ende gemeinsamer Verantwortung und Solidarität." Er bedauere zwar, so Hollande, "dass die Europäische Union zu spät gehandelt hat. Sie hat es jedoch letztendlich geschafft, eine globale und einstimmige Antwort zu finden." Zugleich wies der französische Präsident die Darstellung zurück, dass die offenen deutschen Grenzen massiv Flüchtlinge angezogen hätten: "Dieser Zustrom hat bereits im Frühjahr 2015 begonnen, also lange vor der von Deutschland erklärten Öffnung. Ursache für diese Dramen ist die Situation in Syrien, die Bombenangriffe des Regimes, die Gräueltaten von Daesh, dem sogenannten ISIS."

Hollande verteidigte die derzeitige Flüchtlingspolitik. "Europa hätte sich selbst Schande bereitet, wenn es Wirtschaftsflüchtlinge und Personen, die tatsächlich von der internationalen Solidarität abhängig sind, in einen Topf geworfen hätte. Diese Botschaft musste unbedingt gesendet werden."

Frankreich werde wie zugesagt 30.000 syrische und irakische Flüchtlinge in den nächsten zwei Jahren aufnehmen. "Ich halte Wort", erklärte Hollande im Gespräch mit der "Bild".

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 06.04.2016

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