Hospiz-Stiftung: Staatliche Transplantationszentrale als Ausweg nach Skandalwelle

Eine staatliche Transplantations-Bundesbehörde als oberstes Koordinationsgremium bei der Organ-Verpflanzung fordert die Patientenschutzorganisation Deutsche Hospiz Stiftung als Konsequenz aus den jüngsten Skandalfällen.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Vor dem ersten Spitzengespräch einiger beteiligter Organisationen warnte Vorstandschef Eugen Brysch in der "Neuen Presse" zugleich vor einem Freispruch der Beteiligten in eigener Sache. "Warum sich die privaten Akteure im Transplantationssystem heute - zwei Wochen vor der Sitzung beim Bundesgesundheitsminister - treffen, ergibt nur einen Sinn: Die Organisationen wollen sich schon vorab auf eine Linie einigen, um so weiter zu machen wie bisher." Er erwarte nicht mehr "als ein bisschen Makulatur".

Kritische Ärzte und Juristen blieben leider außen vor. Brysch forderte Gesundheitsminister Daniel Bahr zum sofortigen Handeln auf. "Wir dürfen die Entscheidung über Leben und Tod nicht weiterhin einer unreglementierten Selbstverwaltung überlassen. Dazu brauchen wir rechtliche Kriterien." Deshalb sei auch der Bundestag gefragt. Jahrzehntelang hätten die Parlamentarier das Thema Organspende an die Ärzte abgeschoben.

"Mit verfassungsgemäßer Legitimation und politischer Verantwortung hat das nichts zu tun." Nicht ohne Grund habe sich die Schweiz für den anderen Weg mit einer zentralen Bundesbehörde entschieden. "Für die Zuteilung von Lebenschancen im Organspendesystem brauchen wir rechtliche Kriterien, die der Bundestag festlegt", sagte Brysch.

"Die Bundesbehörde muss dies umsetzen und externe Fachleute müssen das Verteilungssystem immer wieder überprüfen." Aber auch die Patienten müssten endlich zu ihrem Recht kommen. "Jeder, der es will, muss erfahren können, an welcher Stelle der Warteliste er steht, und warum er nach oben oder unten rutscht."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 09.08.2012

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