IW-Chef Hüther: Keine neuen Belastungen für Deutschland durch S&P-Herabstufungen

Der Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft, Michael Hüther, rechnet angesichts der Herabstufungen von neun Euro-Ländern durch die Ratingagentur Standard & Poor’s nicht mit dramatischen Auswirkungen auf das deutsche Engagement in der Euro-Schuldenkrise.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Das berichtet die Online-Ausgabe des "Handelsblattes". Eine Aufstockung des deutschen Garantierahmens für den Euro-Rettungsfonds EFSF sehe er zunächst nicht. Denn Druck auf das Top-Rating des EFSF entstehe erst dann, wenn die prinzipiell bereitgestellten Mittel auch benötigt würden.

"Da Italien und Spanien aber nicht mehr als Rettungskandidaten zu bewerten sind, bleiben rund 240 Milliarden Euro des EFSF unbelegt", sagte Hüther "Handelsblatt-Online". Der erste Test werde die nächste Beanspruchung des Kapitalmarkts durch den EFSF sein. "Kurzfristig sehe ich deshalb keine zusätzlichen Belastungen für die Bundesrepublik, vor allem weil die Defizitländer an ihren Aufgaben arbeiten."

Hüther wies zudem darauf hin, dass es sich bisher um die Herabstufung von Euro-Ländern nur durch eine Ratingagentur handle. Es komme daher sehr darauf, wie die Finanzmärkte diesen Vorgang bewerteten. "Tatsächlich ist es so, dass S&P prozyklisch agiert, denn einen Anlass zu einem solchen Downgrading hat eher vor 12 oder 18 Monaten als jetzt bestanden", sagte der IW-Chef.

Die Staaten der Euro-Zone hätten die Botschaft der Finanzmärkte mittlerweile gehört und reagiert, und zwar zunehmend glaubwürdig, wie die Normalisierung der Zinsstrukturkurven für Italien und Spanien signalisierten. "Gleichzeitig sind über die Beschlüsse des Europäischen Rates vom 8. Und 9. Dezember wichtige Weichenstellungen für eine stärkere fiskalpolitische Integration in der Euro-Zone vorgenommen worden", unterstrich Hüther. "Kurzum: Die Herabstufung ist schon erklärungsbedürftig, wenn sie auch den Druck auf die Staaten verstärkt und damit hilft, sie auf Kurs zu halten."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 14.01.2012

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