IW-Chef Hüther warnt Regierung: Spanien nicht unter Rettungsschirm drängen

Der Chef des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), Michael Hüther, hat die Bundesregierung davor gewarnt, Spanien unter den Rettungsschirm EFSF zu drängen.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - "Der Kern des Schuldenproblems liegt in Spanien bei den Banken. Und hier sollte die EU ansetzen", sagte der Ökonom der Tageszeitung "Die Welt" (Dienstagausgabe). Statt das ganze Land unter den Rettungsschirm zu zwingen, sollten die Euro-Länder gezielt die großen notleidenden Banken des Landes vor dem Zusammenbruch retten, forderte der IW-Direktor.

Denn die Spanier seien derzeit nicht in der Lage, ihre Banken aufzufangen. "Wenn man den Spaniern aber bei der Lösung ihres Banken-Problems unter die Arme greift, dann werden sie es selbst schaffen, die derzeitige Wirtschaftskrise in den Griff zu bekommen", so Hüther. Der Wirtschaftsforscher sprach sich zudem dafür aus, die Mittel des dauerhaften Rettungsschirms ESM für die Stabilisierung großer, systemrelevanter Banken im Euro-Raum zu nutzen.

"Denn hier liegt die eigentliche Ursache der Vertrauenskrise. Hier muss man deshalb auch ansetzen", forderte Hüther. Dies wäre viel zielgenauer als der Ansatz der Bundesregierung, die die ESM-Mittel nur den Ländern gewähren wolle, damit diese das Geld dann an die Banken weiterreichten.

"Doch der direkte Weg über die Banken wäre wirkungsvoller und im Zweifel auch viel kostengünstiger als der Umweg über die Länder", sagte der IW-Chef.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 04.06.2012

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