IW-Präsident Hüther attackiert Aufruf von Ifo-Chef Sinn

Der Chef des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW), Michael Hüther, verurteilt den Aufruf von mehr als 170 Ökonomen gegen die Beschlüsse des EU-Gipfels für eine Bankenunion scharf.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - "Ich wundere mich, wie man als Wissenschaftler einen so kruden Text unterschreiben kann", sagte Hüther dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". "Wenn das der Beitrag der deutschen Volkswirtschaftslehre zur Euro-Krise ist, bin ich ernsthaft über unseren Berufsstand besorgt." Hüther sagte weiter, Wissenschaftler könnten nicht wie der Papst in tiefer Sorge eine Enzyklika verfassen.

Sie müssten ihre Argumentation immer auf Fakten stützen – und nicht auf Emotionen. Das Papier sei aber "pure Stimmungsmache". "Namhafte Ökonomen tun so, als sei Kanzlerin Angela Merkel von anderen europäischen Regierungschefs über den Tisch gezogen worden und als müsse Deutschland künftig für die Bankschulden in anderen Ländern unbegrenzt haften. Beides ist sachlich falsch." Die in Brüssel gefassten Beschlüsse seien undramatisch und richtig, so Hüther weiter. Sie eröffneten die Möglichkeit, den Bankensektor in ganz Europa zu stabilisieren.

Das sei auch im nationalen Interesse Deutschlands. Auf die Frage, ob er fürchte, dass der Mitinitiator des Aufrufs, Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn, und seine Kollegen in der öffentlichen Debatte die Oberhand gewinnen könnten, antwortete Hüther: "Ich kann nur hoffen, dass sie das nicht tun. Wenn man ihre Argumentation zu Ende denkt, kann es keinen dauerhaften Rettungsschirm geben. Nach jetzigem Stand würde dies das Ende der Währungsunion bedeuten. Das kann doch keine ernsthafte Perspektive sein – zumal Sinn und seine Mitstreiter keine Alternative zur aktuellen Rettungspolitik bieten."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 08.07.2012

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