IWF: Aufräumarbeiten im Bankensektor noch lange nicht abgeschlossen

Nach Ansicht des Internationalen Währungsfonds (IWF) sind die Aufräumarbeiten im europäischen Bankensektor noch lange nicht abgeschlossen.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Der Chef der Kapitalmarkt-Abteilung beim IWF, José Viñals, begrüßte im Interview mit dem "Handelsblatt" (Freitagsausgabe) den Stresstest der Europäischen Zentralbank (EZB). "Das war eine harte und glaubwürdige Untersuchung, die die Transparenz verbessert hat", sagte er. Zugleich betonte der IWF-Direktor aber, dass dies nur der Beginn einer langen Genesung sei.

"Die Profitabilität der europäischen Banken ist zu gering", sagte der IWF-Direktor, "die Finanzinstitute haben es bislang nicht geschafft, ihr Geschäftsmodell dem stark veränderten Umfeld nach der Krise anzupassen." Vor der Krise habe die Eigenkapitalrendite der Banken zwischen 15 und 20 Prozent gelegen, da die Institute exzessive Risiken eingegangen seien. Heute verharre die Rendite in den USA bei etwa neun, in der Euro-Zone aber unter fünf Prozent.

"Auf mittlere Sicht sollte auch in Europa die Rendite näher bei neun bis zehn Prozent liegen, das wäre angemessen", sagte Viñals. Da nicht alle Institute diese Marke erreichen können, fordert er eine Marktbereinigung. In Europa gebe zu viele Banken, so Viñals.

Eine Konsolidierung sei überfällig. Durch die Bankenunion würden nicht nur Zusammenschlüsse und Übernahmen erleichtert, sondern auch die Abwicklung von Banken. Zu den oft übersehenen Gefahren für Europas Banken zählt Viñals die faulen Kredite.

Durch den Stresstest seien sie um 136 Milliarden auf 900 Milliarden Euro gestiegen. Darum müsse man sich auf nationaler Ebene kümmern, forderte der Spanier. Eine Genesung der Institute ist für den IWF eine Voraussetzung dafür, dass Europas Volkswirtschaften ihre Wachstumsschwäche überwinden. Viñals sprach sich für Strukturreformen, aber auch für verstärkte Investitionen in die Infrastruktur aus. "Das würde heute die Nachfrage stärken und morgen die Angebotsseite verbessern."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 30.10.2014

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